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Natrium muriaticum



A. Die Ursubstanz



1. Nomen est omen



Natrium chloratum würde es in der heutigen modernen Nomenklatur heißen, doch Natrium muriaticum hält oldfashioned an der alten Bezeichnung fest. Es braucht dieses MURiaticum, das alten Überlieferungen zufolge von lat. mare, dem Meer, abgeleitet wird. Mit dem Meer hat Natrium muriaticum in vielfältiger Weise zu tun. Nicht nur, dass in den Weltmeeren die Hauptquelle für Natriumchlorid zu finden ist, das Meer stellt auch "das mütterliche Prinzip des großen Kollektiven Unbewussten" dar (WHITMONT). Vom Aufenthalt am Meer erfährt Natrium muriaticum eine Veränderung seiner Symptome, häufiger zum Schlechten, manchmal eine Verbesserung.



Doch weitaus mehr braucht Natrium das Mäuerchen MURiaticum (von lat. murus, Mauer), um sich dahinter zu verbergen. Das gut verborgene Chlorelement ist ein Reizgas (Reizbarkeit, wenn man ihn anspricht, beim Erwachen, nach dem Essen, wenn man ihn fragt, bei geschäftlichen Angelegenheiten, bei Kopfschmerz, vor Menses, während, nach; Bei Schweiß ... Gen. 43-45), das besonders die Augen angreift (Tränenfluss, Gen. 228). Aggressive Gefühle werden lange unter Verschluss gehalten. Die Mauer von muriaticum hat bei Natrium mur. eine so zentrale Stellung und vielfältige Funktion, dass ihr ein eigener Absatz gewidmet wird.



2. Die Elemente



Begeben wir uns auf die molekulare Ebene der Ursubstanz. Zwei Elemente ergänzen sich optimal: Natrium gibt ein Elektron ab und verliert dadurch seine überflüssig gewordene äußere Elektronenhülle, die Elektronenhülle des Chlors wird ergänzt. Als Molekül nehmen beide gemeinsam weniger Platz ein, als es ihrem Raumbedarf als Einzel-elemente entspräche. Es wird eng in der Beziehung zwischen dem Chlor und dem Natrium, doch beider Verlangen geht in diese Richtung. Hier spiegelt sich die Sehnsucht von Natrium muriaticum nach einer festen und engen Beziehung wider. Häufig haben Natrium muriaticum-Schülerinnen nur eine beste Freundin, von der sie unzertrennlich sind. In der Zweierbeziehung im weiteren Sinne, das heißt, mit nur einem Gegenüber, fühlt sich Natrium muriaticum am wohlsten. Die größte, nicht geäußerte Angst im Leben eines Natrium muriaticums ist, ohne tiefgehende, bedeutungsvolle Beziehung zu bleiben. Die enge Beziehung ist das erstrebenswerte Ideal von Natrium muriaticum. Doch je höher das Ideal, desto größer die Hemmung zur Verwirklichung. Dies gilt allgemein für Ideale, nicht nur für die von Natrium muriaticum.



Die idealisierte Form der sehnsuchtsvollen Liebe erlebte ihre Hochblüte zur Zeit der Minne. Ritterliche Männer durften die Dame auf der Burg (!) sehr wohl von Ferne bewundern, wobei stilisierte Formen zum Tragen kamen, darüberhinaus war keine Annäherung erlaubt.



Restreservate ritterlichen Verhaltens bewahrt Natrium muriaticum. In der Regel hat er/sie einen hohen Ehrenkodex und ebensolchen moralischen Anspruch, zuweilen fühlt er/sie sich dadurch edler als die anderen. Der hohe Anspruch an sich selbst und an den Partner steht einer Verwirklichung einer Bindung im Wege, am besten kann sich jedwede Beziehung auf Distanz entfalten. Zum Beispiel als emotional tiefgehende Brieffreundschaft, ebenso als verheimlichte Fernbeziehung zu Stars, wie wir sie in der Pubertät bevorzugt finden. Oder als schwärmerische Sehnsucht nach einer Person, die aufgrund ihrer sozialen Stellung unerreichbar ist und nicht Gefahr läuft, alltägliche Wirklichkeit zu werden (Beschwerden durch enttäuschte Liebe in einen verheirateten Mann oder Chauffeur Gen. 39).



Hier bereits müssen wir die beiden Enden der Natrium muriaticum-Skala in Betracht ziehen: je unerlöster, je tiefer in der Natrium-muriaticum-Pathologie verstrickt, desto stärker tritt die Angst vor Nähe in den Vordergrund und die Bindungsunfähigkeit. In diesem Stadium kann es vorkommen, dass Natrium muriaticum plötzlich und ohne Angaben von Gründen eine Liebesbeziehung aufgibt, sobald diese gelebt werden will.



Brahms Liebe zu Clara Schumann mag als Beispiel dafür gelten. Als "schwärmerischer, aber unerfahrener und eher linkisch verschlossener junger Mann" in einer seiner Biografien (Neunzig 1973) beschrieben, lernt er in Clara Schumann den "Inbegriff der Kultiviertheit, der fremdartigen Schönheit und nicht zuletzt der wissenden Frau" kennen. "Ein Bild, ... das er erkannte als den Inhalt seiner ganzen romantischen Sehnsucht." Er beginnt mit der Frau seines Kollegen einen sehnsuchtsvollen Briefwechsel, seine schöpferische Kraft erfährt eine Steigerung. Bestimmte Kompositionen geben Zeugnis ab, wie op. 32 Nr. 2 (1864):



" Nicht mehr zu dir zu gehen
Beschloß ich und beschwor ich,
und gehe jeden Abend,
denn jede Kraft und jeden Halt verlor ich."



Solange Frau Schumann verheiratet ist, kann Brahms sein unabdingbares Ja zu ihr ausleben. Als mit dem Tod von Robert Schumann Clara frei wird und bereit für eine Ehe mit Brahms, beendet er die Liebesbeziehung mit ihr, bleibt ihr jedoch ein Leben lang kameradschaftlich verbunden. Für den Biografen ein unerklärliches Phänomen, das sich in Brahms Leben wiederholt. Typisch für eine Natrium- muriaticum-Struktur.



In dieser unerlösten Form ist Natrium muriaticum dem schizoiden Charaktertypus zuzuordnen, in der erlösten Form ist es zu einer tiefen dauerhaften und monogamen Bindung fähig, in der Natrium mur. häufig das stabilisierende Element darstellt.



3. Das Salz



Natrium muriaticum, respektive Kochsalz, gibt es in der Regel PSORAblau verpackt so ab 29.- Pfennig beim Plus. Eines der billigsten Produkte, das überall erhältlich ist und täglich verwendet wird. Soviel ist es also wert. Entsprechend sieht das Selbstwertgefühl von Natrium muriaticum aus. Einerseits überall gebraucht, andererseits schlecht bezahlt, dieses Phänomen findet sich besonders stark in Helferberufen. Eine Domäne, in der viele Natrium muriaticum Charaktere zu finden sind.



Hasselmann und Schmolke schreiben zur Seelenessenz des Helfers:
" -. der Helfer selbst hat die Tendenz... sich selbst herabzusetzen, sich nicht für wert zu finden von anderen beachtet, von anderen wahrgenommen zu werden in den wichtigen Aufgaben, die er erfüllt .... Denn ein Missverständnis beherrscht die Helfer häufig: Sie glauben nämlich, dass sie, um ihre Rolle gut auszufallen und angemessen zu vertreten, sich selbst möglichst klein machen müssen, sich selbst in den Hintergrund stellen und entwerten sollen." Und weiter: "Ein Helfer, der sein Dienen als etwas Wertvolles empfindet und die Rolle, die dieses Dienen innerhalb der Gesellschaft und innerhalb der Gemeinschaft einnimmt als etwas begreift, das unabdingbar und unerlässlich ist - erst solch ein Helfer kann mit Freude und essenznah sein Leben gestalten. Als Reflex der mangelnden Achtung, die andere ihm entgegenbringen, verkennt also der Helfer sich selbst und neigt zur Selbstverachtung, weil er häufig nicht begreift, wie wichtig ...die Achtung für sein Dienen für seine seelische Fortentwicklung ist." (aus: Archetypen der Seele).



Für wen trifft diese Beschreibung eines Archetypus der Seele besser zu als für Natrium muriaticum (DD Caust., Carc.)? Interessanterweise finden wir Natrium muriaticum auch zweiwertig in der Rubrik Beschwerden durch Geringschätzung.



Salz hilft den Geschmack der Speisen zu verbessern, wir empfinden es als störend, wenn es dominiert, vermissen es deutlich, wenn es fehlt.



"Ihr seid das Salz der Erde".



(Matthäus 5,1 3) (Whitmont).



Ganz entspricht das Rieselsalz aus der Packung nicht unserem reinen, naturgetreuen Natrium muriaticum. Ersterem wurde zur Erhaltung seiner Rieselfähigkeit ein Zusatz untergejubelt, denn Salz ist hygroskopisch, zieht Wasser an, klumpt dann zu steinharten Brocken. Wenn Natrium muriaticum Wasser, hier symbolisch für Gefühle, anzieht, dann schafft dies den unhandlichen, nicht auflösbaren Brocken. "Wird durch das verletzt, was es am meisten liebt", schreibt Coulter.



Im Wasser ist Natriumchlorid löslich. Aus dem unseligen Natrium wird dann Na+, es hat eines seiner Elektronen abgegeben und ist kleiner als zuvor. Trotz der Entfernung zum Chlor, das sich irgendwo in der Lösung herumtreibt, bleibt die Anziehung erhalten. Eine Beziehung auf Distanz, durch ein einseitiges Opfer erkauft.



An sich ist Salz trocken, zieht aber Wasser an und hält es fest. Der Zusammenhang zwischen dem Wasserelement und der Gefühlsebene wird sowohl in der Astrologie, als auch in der chinesischen Medizin beschrieben.



Auch in unserer Kultur sieht der Volksmund einen Zusammenhang zwischen Tränen und Urin: beim Bettnässen (Urinieren unwillkürlich, nachts, Gen. 576) spricht man von ungeweinten Tränen, und Wasserlösen hat etwas mit Tränenlösen zu tun. So wie Natrium muriaticum ungern im Beisein anderer weint, kann es auch schwer Wasserlösen, wenn es nicht alleine ist (Urinieren verzögert, allein, kann nur Wasser lassen wenn, Gen. 577).



Salz ist weiß, weiß wie viele Symptome von Natrium muriaticum, beginnend bei Vitiligo, über anämische Blässe zur Leucorrhoe und anderen weiblichen oder klaren Absonderungen. Besonderes Augenmerk in diesem Zusammenhang verdient die sogenannte "weiße Hypertonie", der Bluthochdruck renaler Genese, der mit blasser Hautfarbe und Anämie einhergeht.



Im Körper regelt Natrium den Wasser- und den Elektrolythaushalt. Schauplatz des Geschehens sind die Nieren. Die Nieren stellen häufig den Locus minor resistentiae bei Natrium muriaticum dar. Die Nieren gelten als Beziehungsorgane, in ihnen ist die Hinwendung zum Du lokalisiert. Im Volksmund beinhaltet der Ausdruck: "Es geht ihm an die Nieren", die Aussage, dass etwas Kummer bereitet, Kummer, der auszehrend sein kann (DD Phos). (Kummer; Beschwerden durch Kummer; stiller Kummer; Kummer über die Zukunft Gen. 37).



Wasserlösen hat etwas mit loslassen zu tun, mit Gefühlen freien Lauf lassen (Kummer, kann nicht weinen, Gen. 37). Entsprechend viele Symptome finden sich im Urogenitaltrakt, insbesondere Symptome, die mit Zurückhaltung eines Flusses zu tun haben (Amenorrhoe, späte Menarche, Menses spärlich).



Natriumchlorid wird mit dem Schweiß, dem Urin und durch die Tränen aus dem Körper ausgeschieden. Auch hier findet sich auf der einen Seite die Retention ( Natrium muriaticum schwitzt schwer, hält Tränen zurück: Kummer, kann nicht weinen, Gen. 37) oder das Gegenteil (Weinen, grundloses, Weinen unwillkürliches, Weinen, wenn er glaubt, bedauert zu werden, Weinen, wenn allein; Gen. 75-77; desire to cry, all the time, but eyes are dry, Murphy 1020) (Schweiß reichlich, Gen. 1098).



Im Auge, speziell im Glaskörper, spielt Natriumchlorid eine große Rolle. Es verwundert nicht, wenn wir bei Natrium muriaticum außer vermehrten Tränenfluss viele weitere Augensymptome finden, besonders Sehfehler (Diplopie, Gen. 234; Myopie, Gen. 239; Augenschmerzen beim Lesen, Augenschmerzen nach Anstrengung der Augen, Gen.21 5).





4. Der Kristall



Aus gesättigtem Salzwasser lassen sich exakt rechtwinklige, durchsichtige bis weiße Kristalle züchten. Geradeaus und integer wie der Charakter von Natrium muriaticum, eckig wie seine Bewegungen. Planbar, pünktlich, exakt, klar in seiner Struktur, verlässlich. Es gibt nichts Überflüssiges, keinen Schnick-schnack, keine Verzierungen. Er gefällt durch seine Einfachheit und dadurch, dass er nie seine Form (die des rechten Winkels) verlässt.



5. Verwendung



Salz wird als Auftausalz verwendet und zur Kälteerzeugung. Natrium muriaticum braucht eine Zeitlang, bis es mit anderen Menschen "warm" wird. Es hilft den Geschmack der Speisen zu verbessern und trägt zur besseren Verdaulichkeit bei. Vor allen Dingen wird es zum Konservieren verwendet. Natrium muriaticum hat mit Konservieren, mit Festhalten, mit Bewahrung von Altem, aber auch mit daraus folgender Erstarrung und mit Zurückhalten und Zurückhaltung zu tun.
Aus den Eigenschaften der Ursubstanz lassen sich die Hauptqualitäten von Natrium muriaticum ableiten:



weiß
- Leucorrhoe
- Vitiligo
- weiße Hypertonie
- Absonderungen
- Anämie



trocken
- Schleimhäute (trockener Stuhl)
- Haut (Riss in der Unterlippe)



zurückhaltend
- Mensfluss (späte Menarche, Amenorrhoe)
- Tränen
- Sprache (Ausdruck, späte Sprachentwicklung),
Schweigsamkeit
- Psyche





B. Die Mauer



Zunächst ist die Mauer der Schutzwall, hinter den sich Natrium muriaticum nach einer Verletzung zurückzieht und verschließt. Es ist der Wall, der alte Wunden umgibt, an die niemand mehr rühren soll. Gegenüber demjenigen, der den Vertrauensbruch begangen hat, der die Verletzung verursacht hat, entsteht die innere geistige Haltung: "Du erfährst nichts mehr von mir!" oder "ich lasse dich nicht mehr an mich heran, dann kannst du mich nicht verletzen."



Später überträgt sich diese Schweigsamkeit und Verschlossenheit aus Vorsicht auf alle Menschen. Nicht selten äußern Patienten dieses Phänomen direkt: "ich fühle eine Mauer zwischen mir und anderen Menschen." Hinter dieser Mauer fühlt sich Natrium muriaticum in erster Linie selbst eingesperrt. Alle äußeren Einengungen, wie Aufzüge, Menschenmengen spiegeln ihm seine innere Einengung wider, so dass es diese Situationen nicht angstfrei erträgt, (Furcht in einer Menschenmenge; Gen. 25). Die Mauer von Natrium muriaticum ist eine semipermeable, es geht alles hinein, aber nichts hinaus.



Wir finden dies bei einer für Natrium muriaticum typischen Rolle: die des Mauerblümchens. Am Rand des Geschehens sitzend, beobachtend, nimmt sie oder er regen Anteil am Geschehen, äußerlich ist nichts davon zu bemerken. Ihre/seine Haltung lädt nicht zum Kontakt ein. Aber Natrium muriaticum ist so mit dem ganzen Herzen dabei, dass ihm sein Schweigen selbst nicht auffällt.



Dem Eindruck steht kein entsprechender Ausdruck gegenüber. In der Gruppe ist der Ausdruck gehemmt, hat Natrium muriaticum nur ein Gegenüber, einen Zuhörer, dem es vertraut, kann es ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit sehr beredt erzählen. Auch als Lehrer, Dozent, wenn ihm das Wort sozusagen erteilt ist, hat es selten Hemmungen, vor Publikum zu sprechen (Freude am eigenen Sprechen, hört sich gerne reden; Gen. 52). Schwierigkeiten hat es damit, sich seine Redezeit selbst zuzugestehen und zu nehmen.



Im Film "Das Piano" finden wir diese Form der äußerlichen Schweigsamkeit und inneren Beredtheit wieder. Er beginnt mit: "Die Stimme, die Sie hören, ist nicht meine eigene Stimme. Es ist die Stimme in meinem Innern. Ich habe seit meinem siebtem Lebensjahr nicht mehr gesprochen und niemand weiß, warum, nicht einmal ich selbst. Mein Vater sagt, es ist eine finstere Gabe, und der Tag, an dem ich mir in den Kopf gesetzt habe, nicht mehr zu atmen, wird mein letzter sein." Und weiter : "Das Merkwürdige ist, ich empfinde mich selbst gar nicht als schweigsam. Das liegt an meinem Piano."



Bei Natrium muriaticum finden wir eine Blockade des Kehlkopfchakras, die mit einer Blockade des Solarplexus-Chakras einhergeht. (Diese beiden Chakren korrespondieren stark miteinander). Im Chakra des Solarplexus sitzt der Groll, der Ärger über Personen, die es verletzten, dieser Ärger kann entweder nicht oder nur unkontrolliert ausgedrückt werden (Heftiger Zorn Gen. 79). Die Blockade des Kehlkopf-Chakras zeigt sich als Sprachblockade bereits in der verzögerten Sprachentwicklung, in der Schweigsamkeit (Lernt langsam sprechen, Gen. 52; Schweigsamkeit, Gen. 53).



Oft lernt Natrium muriaticum diese, auf den sprachlichen Ausdruck bezogene Barriere mit Hilfe anderer Medien zu überwinden. Wir finden viele Natrium muriaticums, die ihr tiefes inneres Gefühlsleben in der Musik (Brahms), in Briefen oder im geschriebenen Wort ausdrucken.



Auf dem Natrium-muriaticum-Boden eines Hermann Hesse ist mit dem Steppenwolf eine Lac-caninum-Blume gewachsen. Der Lac-caninum-Zustand ist neben Gels., Bry., Apis, Allium cepa, Cocc. und ganz besonders Ign. eine der bevorzugten Blüten, die eine Natrium-muriaticum-Konstitution (z.B. im Akutfall) hervorbringt.



Natrium muriaticum ist sehr leicht berührbar durch Musik, die seine Stimmung verstärkt.Da bei Natrium muriaticums als Grundstimmung eine offene bis latente Traurigkeit vorherrscht, bevorzugen sie melancholische Musik. Bei den zeitgenössischen Interpreten finden wir diesen Ausdruck bei Tanita Tikkaram "Ancient heart", z.B. "Cathedral Song", oder bei Sting im Lied "Fields of Gold" und ausgeprägt in vielen Songs von Leonhard Cohen, z.B in "Like a bird on the wire".



Natrium muriaticum braucht die Mauer zum Schutz vor erneuten Verletzungen.



Empfindlich ist es gegenüber allem, was hinter diese Mauer dringen möchte. Ausdruck findet diese Abwehr gegenüber Eindringlingen in den Symptomen:

- Furcht vor Räubern (Gen 26),

- Reizbarkeit, wenn man ihn fragt; wenn man ihn anspricht (Gen. 44)

- Schmerz Vagina bei Coitus (Gen 638).





C. Körperstruktur Allgemeinsymptome Hauptorganaffektionen



Das Motto "nicht verletzen und nicht verletzt werden" hindert Natrium muriaticum an jeder spontanen Äußerung, alles geht zuvor über den Kopf. Der Verstand ist der große wachsame Filter für seine Äußerungen und Handlungen. Zudem hat der Kopf/Verstand nur sehr lose Verbindung zum Körper. Folgendermaßen bildet sich dieser Aspekt in der Körperstruktur ab: Der Kopf folgt dem restlichen Körper leicht vorgestreckt voraus. In der seitlichen Ansicht ist gut erkennbar wie der Kopf vor der senkrechten Körperlinie steht.



Die inneren Halsmuskein, von Natur aus dafür vorgesehen, den Kopf zu tragen, können diese Instabilität nicht ausbalancieren, sondern brauchen dazu massive Unterstützung durch die äußeren Halsmuskeln. Dies führt zur starken Ausprägung des M. sternocleido-mastoideus. Der Hals ist lang und mager. Die Verbindung zwischen Kopf und Körper scheint nicht integriert.



Auf der psychischen Ebene findet dies seine Entsprechung, indem beispielsweise der Patient während der Anamnese emotionslos von seinen Verletzungen und schweren Kümmernissen erzählt, nur über den Kopf, der Rest ist unbeteiligt, wie abgeschnitten. Dadurch erweckt er den Eindruck, als sei er gar nicht so tief getroffen oder bereits darüber hinweg.



Geht allen Handlungen eine Überlegung voraus, führt dies zu Steifheit im Umgang mit anderen, zu Förmlichkeit, Höflichkeit und Distanz. Hier sind wir wieder bei: "Ich fühle eine Mauer zwischen mir und andern Menschen." An dieser Mauer werden unbewusst ständig neue Schutzanstriche angelegt.



Insgesamt neigt Natrium muriaticum zu Abmagerung, nicht nur am Hals sondern auch im Bereich des Sternums oder Herz-Chakras, an der Stelle, an der das Selbstbewusstsein sitzt und an den Brüsten. Beide Bereiche haben etwas mit emotionaler Ernährung zu tun. Natrium hat die Neigung, andere emotional zu ernähren, aber selbst nicht ausreichend ernährt zu werden. Häufig geht es Beziehungen ein, die dieses Muster fördern oder findet sich in entsprechenden sozialen Berufen. Es fühlt sich wohler in der gebenden Rolle, und dies ist seine Art, Kontakt aufzunehmen bzw. eher anzubieten, aus dem Bewusstsein heraus, nicht um seiner selbst willen geliebt zu werden, sondern aufgrund seiner Nützlichkeit. Dies kann zu Groll umschlagen, dem Gefühl, ausgenutzt zu werden. Dieser Typus entspricht dem oralen Typus nach Reich/Lowen, der andere mit größerer Angst vor Nähe und dickerer Mauer entspricht dem schizoiden Typus. Bei beiden Typen sind die Extremitäten energetisch schwach geladen, sprich dünn.
Deswegen tritt uns Natrium muriaticum meist klein und schmächtig entgegen.



Der katabole Stoffwechsel ist beschleunigt, dadurch kann es auch bei ausreichender Ernährung zur Abmagerung kommen. Doch auch die bewusste Nahrungsverweigerung ist typisch für Natrium muriaticum.



Eine Patientin drückte den Zusammenhang zwischen emotionaler Ernährung und Essen so aus: "Ich fühle mich wie ein Schäferhund, der sein Fressen verweigert, weil sein Herrchen gestorben ist." (DD lgn.)

Die Nahrungsmittelverlangen von Natrium muriaticum lassen sich am besten zusammenfassen unter "Askese macht Spaß". Natrium muriaticum isst unregelmäßig und legt wenig Wert auf Genuss. Es schmeckt ihr/ihm besser, wenn sie/er weiß, dass das Essen gesund ist. Oder wie eine Natrium-muriaticum-Patientin, nach ihren Vorlieben befragt, selbstironisch bemerkte: "Graubrauner Vollkorn-Brei, gut durchgerührt." Der Hang zur Selbstironie ist eine beliebte Tarnmütze von Natrium muriaticum



Bekannt bei Natrium muriaticum ist der Bezug zum Salz, zwar ist das Verlangen nach salziger Nahrung häufiger (in einem Extremfall leckte ein vierjähriges Mädchen mehrmals täglich Salz direkt aus der Handfläche ), doch genauso wertvoll ist das Symptom "können keine salzigen Sachen essen".



Hinweis auf Natrium muriaticum gibt auch das Verlangen nach Bitter Lemon, Tonic, Chicorée oder Radicchio (desires bitter drinks, desires bitter food; Murphy 535).



Last not least finden wir bei Natrium muriaticum eine Schwäche im Rücken oder Rückenschmerzen mit dem Bedürfnis nach einer harten Unterlage.



Aus psychosomatischer Sicht lässt sich der Rücken als Symbol für die Vergangenheit betrachten. Weiß man, welche wichtige Rolle die Vergangenheit für Natrium muriaticum spielt, wundert es nicht, dass gerade der Rücken als weiterer Symptomträger zu den Hauptorganaffektionen bei Natrium muriaticum gehört.



Ein schwacher Rücken weist häufig auf einen Mangel an Unterstützung in der Kindheit hin. Und Unterstützung des Rückens bessert bei Natrium muriaticum: oft muss es sich anlehnen, um seinen Rücken zu entlasten, und das Liegen auf harter Unterlage bessert seine Rückenschmerzen.



Zur Übersicht über die Hauptorganaffektionen:

Nieren

Auge

Kopf
Kopf / Körper-Integration
Hals / Nacken

Rücken



D. Psyche



Der zentrale Kern, um den sich die Natrium-muriaticum- Pathologie kristallisiert, wird gelegt, indem das elementare Bedürfnis nach emotionaler Nahrung in irgendeiner Form versagt wird. Sei dieser gesetzt durch eine frühe Trennungserfahrung kurz nach der Geburt, eine an sich karge Mutterbeziehung, oder dadurch, dass das Kind in seiner Eigenheit nicht wahrgenommen wird. Hier liegt die ursprüngliche Wunde, die durch spätere Ereignisse ähnlichen Inhalts, wenn die Quelle emotionaler Befriedigung wieder entzogen wird, reaktiviert wird, also durch Liebesverlust, Tod eines geliebten Menschen, Kummer.



Dies alleine macht einen verletzten Menschen, aber noch keinen Natrium muriaticum. Die Besonderheit der Natrium muriaticums liegt in dem Umgang mit der Wunde, mit seiner speziellen Art der Kompensation.



Seine Strategie ist die innere Haltung: "Ich brauche nichts und niemanden," mit dem leiseren Nachsatz: "Im Gegenteil, ich bin nützlich und gebe/helfe." Es kultiviert Bedürfnislosigkeit und Askese. Askese ist seine Überlebenstrategie. Denn, braucht es nichts, kann ihm nichts verweigert werden und somit seine alte Wunde reaktivieren: etwas zu brauchen und nichts zu bekommen, Sehnsucht zu haben nach emotionaler Wärme, die sich nicht erfüllt.



Askese ist der Triumph über die Bedürftigkeit und über den alten Schmerz. Das Bedürfnis nach Nahrung (materieller und emotionaler) wird erbittert bekämpft. Eine besonders traurige Blüte erfährt diese Kultivierung der Askese in der Anorexia nervosa (Murphy 996).



Etwas zu brauchen kommt fast einer Schuld gleich. Und bei einem menschlichen Bedürfnis ertappt zu werden, berührt sie unangenehm bis zur Peinlichkeit. Ihr Wunsch nach Diskretion bezieht sich in erster Linie darauf, ihre Bedürftigkeit zu verbergen. Am peinlichsten aber ist ihnen, wenn sie sich gehen lassen, Menschliches allzu Menschliches zeigen und dabei ertappt werden. Zum Beispiel wird Natrium muriaticum nach Alkoholgenuss etwas ausgelassener und erinnert sich später nur unter inneren Windungen daran, obwohl er "ganz normal" war. Auch beim Urinieren muss man etwas gehen lassen, und es ist ihm peinlich, dabei beobachtet zu werden. So kann dieses Symptom Urinieren verzögert, allein, kann nur Wasser lassen wenn (Gen. 577) stellvertretend für jedes Verlangen nach Diskretion gelten, sobald es um menschliche Bedürfnisse oder menschliche Fehler geht. Die kleine Anne (8 Jahre) wollte ihren Hautausschlag, kleine wassergefüllte Bläschen an Bauch und Oberschenkel, nicht herzeigen, es war schon zuviel, beinahe Verrat, dass ihre Mutter, diese peinliche Tatsache erwähnte. (Angesehen werden, verträgt nicht Gen.1).



Am schlimmsten aber ist es, wenn dieses Bedürfnis die alte Wunde berührt. Dies ist der Fall, wenn Natrium muriaticum Trost erfährt. Es ist traurig oder verletzt und ein(e) Außenstehende(r) nimmt dies wahr, nimmt ihn wahr, wenn er/sie ihn tröstet. Das berührt den tiefsten Schmerz, sein Bedürfnis emotional ernährt zu werden wird wahrgenommen und erfüllt. Wenn er/sie dies zulässt, wird er mit seinem tiefsten Schmerz konfrontiert und dann brechen alle seine Mauern. Deswegen muss Natrium muriaticum Trost ablehnen und auch jede dauernde, alltägliche Nähe, in der seine/ihre Bedürfnisse offenbar werden. Es kann sein Selbstbild dann nicht mehr bewahren. Alles, was seine Bedürfnislosigkeit in Frage stellt, erschüttert sein Selbstbild. Nur vielleicht eine Person darf wissen, was sich hinter dieser Mauer verbirgt, und von ihr lässt sich Natrium muriaticum trösten.



Natrium muriaticum hat einen starken Bezug zur Wüste, nicht nur, dass beider Qualitäten miteinander korrespondieren, der Wert des Salzes in der Wüste, der Durst, die Trockenheit, Sonne verschlechtert, Regen bessert, es regnet selten (weinen), aber regnet es, können Menschen ertrinken. Auch ist die Wüste ein Ort, an dem Mutter Erde sehr sparsam mit ihren Gaben umgeht, eine karge Mutterbeziehung findet sich dort widergespiegelt. Große Ansprüche darf man/frau nicht stellen, Askese und Bedürfnislosigkeit werden zum Überlebensfaktor. Man/frau ist ganz auf sich gestellt, Autarkie ist angesagt, es gilt, genaustens zu planen, scheinbar kleine Fehler können tödlich sein.



Oder, wie mir ein Natrium-muriaticum-Freund anvertraute:"Ich liebe die Wüste, sie ist der einzige Ort, an dem ich Raum finde, meine Seele auszubreiten. Niemand kommt und schreckt sie auf, so dass sie wieder kleiner wird und sich versteckt."





Themen:



1. Emotional ernährt werden
- Mutterbeziehung
- Liebesverlust
- Tod eines geliebten Menschen
- Kummer



2. Askese (Kompensation von 1.)
- Bedürfnislosigkeit
- Selbstwert
- Schuld
- Peinlichkeit



3. Mauer (um Punkt 1 zu schützen und Punkt 2 zu bewahren)
- Verschlossen
- Isolation
- Zurückhaltung (ungeschickt, eckig. förmlich)
- Klaustrophobie
- Eindringen (Furcht vor Räubern; Coitus schmerzhaft;
viele äußere Eindrücke verschlechtern)





E. Märchen und Bilder



Märchen, die Natrium-muriaticum-Schwingungen transportieren, sind auf das Thema "von der Mutter/ (Eltern) verstoßen" und "sich durch Kummerzeiten unerkannt alleine durchschlagen müssen" gestimmt.



Wir finden dies in Andersens Märchen vom hässlichen Entchen und bei den Gebrüdern Grimm in der Gänsehirtin. Ein weiteres Natrium-muriaticum-Motiv drückt Andersen in seiner Erzählung "Die kleine Seejungfrau" aus.



Wie verhält es sich nun mit den Meerjungfrauen?
Meerjungfrauen leben, wie jedermann weiß, auf dem Meeresgrund. Dort ist alles viel schöner, wunderbarer, lieblicher und herrlicher als bei uns. So fühlen sie sich weit glücklicher und froher als die Menschen. Seejungfrauen können auch wunderbar singen, schöner als es je ein Menschenkind könnte. Oft schwimmen sie vor den Schiffen in Seenot her und singen den Seeleuten vor, wie schön es auf dem Meeresgrund ist, damit diese sich nicht fürchten. Allein, es nützt den Seeleuten nichts, denn erstens können sie den Gesang nicht verstehen und zweitens kommen sie nicht anders als tot auf dem Meeresgrund an.



Wenn sie fünfzehn Jahre alt sind, dürfen sie auftauchen und sich in der Menschenwelt umsehen. Den meisten Seejungfrauen gefällt es sehr zu sehen, wie die Menschen leben. Doch bald haben sie der Eindrücke genug und finden es zu Hause doch am allerschönsten. Wie die meisten wissen, werden Seejungfrauen 300 Jahre alt, also viel älter als die Menschen. Doch sterben die Menschen, stirbt nur ihr Körper, sie besitzen eine unsterbliche Seele. Seejungfrauen haben keine Seele, wenn sie sterben, werden sie zu totem Schaum auf dem Meer. Im allgemeinen stört sie das überhaupt nicht, denn 300 Jahre zum Singen, Tanzen, Springen und Glücklichsein finden sie lange genug.



Nun zurück zur kleinen Seejungfrau. Sie war die jüngste von sechs Schwestern und natürlich wurden alle anderen vor ihr fünfzehn Jahre alt und durften aufsteigen.
" Keine war so sehnsüchtig wie die Jüngste, gerade sie, die noch am längsten zu warten hatte und die so still und gedankenvoll war. Manche Nacht stand sie am offenen Fenster und sah durch das dunkelblaue Wasser empor......"
"Wenn die Schwestern so des Abends Arm in Arm durch das Wasser hinaufstiegen, dann stand die kleinste Schwester ganz allein, aber eine Seejungfrau hat keine Tränen und darum leidet sie weit mehr. "
Endlich ist auch sie 15 Jahre alt. Sie steigt auf und sieht ein herrliches Schiff. Mit Feuerwerk, Musik, Gesang wird darauf der Geburtstag eines Prinzen gefeiert. Gefangen von all der Pracht, verliebt sie sich in den Prinzen, den sie nur von weitem sieht. Schließlich zieht ein Unwetter auf, das Schiff zerbricht und unter gehen Mann und Maus. Die kleine Seejungfrau rettet den schönen Prinzen ans Ufer und versteckt sich, um zu sehen, ob er gefunden wird.



".. Und sie sah, dass der Prinz zum Leben zurückkehrte und alle ringsherum anlächelte. Aber zu ihr hinaus lächelte er nicht, er wusste ja auch nicht, dass sie ihn gerettet hatte. Sie fühlte sich sehr betrübt, und als er in das große Gebäude hineingeführt wurde, tauchte sie traurig unter Wasser und kehrte zum Schlosse ihres Vaters zurück. Immer war sie still und nachdenklich gewesen, aber nun wurde sie es noch weit mehr. Die Schwestern fragten sie, was sie das erste Mal gesehen hätte, aber sie erzählte nichts." Es beginnt eine Zeit der Trauer und stillen Kummers für die kleine Seejungfrau. Sie hofft, den Prinzen wieder zu treffen und kehrt immer wieder an die Stelle zurück, wo sie den Prinzen zurückgelassen hatte.



Zuletzt kann sie es nicht länger aushalten und vertraut sich einer ihrer Schwestern an. "Und da erfuhren es auch gleich alle anderen, aber niemand sonst als diese und ein paar andere Seejungfrauen, die es niemanden weitersagten als ihren nächsten Freundinnen."



Die kleine Seejungfrau geht einen Weg der Innerlichkeit, bis sie ihre Großmutter um Rat fragt.
" 'Warum wurde uns keine unsterbliche Seele geschenkt?' fragte die Meerjungfrau betrübt........ Nur wenn ein Mensch dich so liebgewänne, dass du ihm mehr wärst als Vater und Mutter ... und den Pfarrer bäte, dass er seine rechte Hand mit dem Gelöbnis der Treue für hier und für alle Ewigkeit in deine legte, dann strömte seine Seele in deinen Leib über.... und er behielte dennoch seine eigene .... Aber das wird niemals geschehen!' "



Der Gedanke, eine unsterbliche Seele zu bekommen, lässt sie nicht mehr los und hindert sie, glücklich zu sein: zum Beispiel auf einem Hofball, als sie zur Freude aller singt: "Einen Augenblick fühlte sie Freude in ihrem Herzen, denn sie wusste, dass sie die schönste Stimme von allen auf der Erde und im Wasser hatte. Aber bald gedachte sie wieder der Welt oben über sich; sie konnte den hübschen Prinzen und ihren Kummer, dass sie keine unsterbliche Seele wie er besitze, nicht vergessen."



Letztlich tut sich ein Weg auf, der nur unter Opfern und Schmerzen zu beschreiten ist. Sie muss mit ihrer Stimme dafür bezahlen, zwei Beine zu bekommen, geht hinauf aufs Land und wird die Gefährtin des Prinzen. Jeden Tag bringt sie unsichtbare Opfer, um ihn für sich zu gewinnen. Der Prinz weiß von nichts, sie kann es ihm nicht sagen, denn sie hat keine Stimme mehr. Sie weiß nur, an dem Tag, an dem er eine andere heiratet, wird sie zu totem Schaum auf dem Meer, heiratet er jedoch sie, bekommt sie eine unsterbliche Seele.



Der Prinz denkt jedoch nicht daran, "sein stummes Findelkind mit den sprechenden Augen" zu heiraten, sondern verliebt sich in eine Prinzessin. Sie tanzt auf der Hochzeit der beiden in dem Wissen, dass der erste Strahl der Morgensonne ihren Tod bringt.



Unversehens tut sich eine letzte Chance auf: Ihre Schwestern haben ein Messer besorgt, stößt sie dies in das Herz des Prinzen, dass sein Blut über ihre Beine läuft, wachsen sie wieder zu einem Fischschwanz zusammen und sie kann weiter auf dem Meeresgrund mit ihren Schwestern leben.



"Das Meerjungferlein zog den Purpurteppich vom Zelt... betrachtete das scharfe Messer und .. den Prinzen... da zitterte das Messer in der Meerjungfrau Hand und sie warf es in weitem Bogen in die Wogen.. Noch einmal sah sie auf den Prinzen, stürzte sich vom Schiff ins Meer hinab und spürte, wie ihr Körper sich in Schaum auflöste."
Doch statt zu sterben, wird sie verwandelt, sie kommt zu den Töchtern der Luft (Phosphor als Folgemittel?). Es liegt nun in ihrer Macht, sich eine unsterbliche Seele zu erwerben, unabhängig von der Liebe anderer.



"Und die kleine Seejungfrau erhob ihre hellen Augen zur Sonne und zum ersten Mal fühlte sie Tränen in ihnen. Unsichtbar küsste sie die Stirn der Braut und stieg mit den übrigen Kindern der Luft zu der rosaroten Wolke hinauf, die den Äther durchschwamm."



Nicht die Erfüllung der Liebe, wie sonst im Märchen, bringt die Erlösung, sondern das Loslassen führt von der Schwere zur Leichtigkeit. Und wichtiger noch, zur Unabhängigkeit. Unabhängig von der Liebe anderer zu werden gehört zum Erlösungsweg von Natrium muriaticum. Isoliert es seine Bedürfnisse von sich selbst und anderen, wird es immer mehr zum Opfer und gerät gerade in die Abhängigkeiten, die es zu vermeiden sucht.





Literatur



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Dr. silv. Elke Krug,
Kaiserstr. 4, 97070 Würzburg