Senna

Auf die Idee, das Arzneimittel Senna zu prüfen, kam ich durch die erfolgreiche Behandlung von Kindern.

Am 18.12.'86 wurde ich zu einem Hausbesuch gerufen, bei dem ich ein 15 Monate altes Kind antraf, das hohes Fieber hatte, erbrechen musste und die geringste Menge Flüssigkeit nicht bei sich halten konnte. Dabei entwickelte es innerhalb von 12 Stunden einen azetonämischen Geruch. Nachdem Aconit, Belladonna, Ipecacuanha und Sulfur versagt hatten, ging die Mutter mit dem Kind zum Kinderarzt, der es umgehend ins Krankenhaus einwies, wo es wegen drohender Exsikkose mit Infusionen behandelt werden musste.

Das gleiche Bild entwickelte sich nach ein halbes Jahr später bei dem gleichen Kind noch einmal. Auch diesmal blieb meine Behandlung erfolglos, und das Kind kam wieder ins Spital.

Mir ließ dieses Bild keine Ruhe und ich suchte so lange, bis ich im Boericke fündig wurde. Dort wird im Arzneimittelbild von Senna die Azetonämie hervorgehoben und außerdem eine Schwäche, allerdings in Verbindung mit hartem Stuhl, erwähnt.

Daraufhin besorgte ich mir das Arzneimittel sofort in der C 12. Verständlicherweise kam diese Mutter mit dem Kind nicht mehr zu mir, und so musste ich bis zum Februar 1990 warten, bis mir das Arzneimittelbild von Senna durch meine eigene Tochter vor Augen geführt wurde.

Am 25.2.'90 hatten wir einen herrlichen Sonnentag mit einem kühlen Wind. An diesem Tag schauten wir inmitten einer Menschenmenge zwei Stunden lang einem Umzug zu. Meine Frau ging mit den beiden Töchtern nach Hause, und ich ging zu einem Hausbesuch. Als ich 1 1/2 Stunden später nach Hause kam, fand ich meine Tochter mit 40 Grad Fieber vor. Als erstes gab ich Aconitum C 200 und war fest davon überzeugt, dass dieses Mittel helfen würde. Aber das Fieber blieb und jeder Schluck Wasser wurde von dem Kind erbrochen. Ich gab noch Ipecacuanha C 30, was dieses Krankheitsbild überhaupt nicht beeinflusste.

Nach ca. vier Stunden bemerkte ich einen leichten Geruch nach Azeton. Ich erinnerte mich sofort an das Kind von 1986, fuhr in die Praxis und holte Senna C 12. Zehn Minuten nach Einnahme des Mittels schlief meine Tochter ruhig ein und erwachte zwei Stunden später mit großem Durst und Hunger. Sie benahm sich, als wäre nichts gewesen.

Eine Woche später wiederholte sich das gleiche Spiel, mit denselben Symptomen, demselben Verlauf und dem gleichen Mittel, das prompt die Heilung einleitete.

Im März '90 rief mich meine Schwägerin an und schilderte mir die Symptome bei ihrer 1 1/2 jährigen Tochter: plötzlich hohes Fieber und Erbrechen der geringsten Menge Nahrung und Flüssigkeit. Meine Frage nach dem azetonämischen Mundgeruch verneinte sie. Ich schickte ihr per Express zwei Globuli Senna C 30, da sie Aconitum und Ipecacuanha erfolglos eingesetzt hatte. Die Globuli trafen 24 Stunden später bei meiner Schwägerin ein. Zehn Minuten nach der Einnahme schlief das Kind ruhig ein, und es wachte nach ca. zwei Stunden auf. Es verlangte zu essen und zu trinken, und man merkte ihm nichts mehr von der akuten Krankheit an. Meine Schwägerin war durch die Wirkung tief beeindruckt, vor allem, nachdem mein Bruder in der Kinderklinik anrief und die Auskunft erhielt, dass das Kind eingewiesen werden müsste, wenn der Zustand sich nicht innerhalb von 48 Stunden nach Beginn der Erkrankung bessern würde.

Nachdem ich Senna in der Praxis so wirksam gefunden hatte, wurde ich neugierig, was sich hinter diesem Mittel wohl verbergen könnte, das in natura so oft zu Abführzwecken missbraucht wird. So beschloss ich, eine Arzneimittelprüfung mit Senna C30 in unserer homöopathischen Arbeitsgruppe durchzuführen. An der Prüfung nahmen drei Frauen und vier Männer teil, die je zwei Globuli Senna in der C 30 erhielten.

Leider sind nur bei vier von diesen sieben Probanden Symptome aufgetreten.

Zuerst zu den Träumen:

Prüfer I, männlich, 1. Traum: Katastrophe in Hamburg, keiner hat etwas getan, viele Menschen warten auf den Bürgermeister. Der Prüfer sieht sich als Chef und setzt eine Regierung ein. Alle machen ohne Widerspruch mit. (Meine Interpretation: Menschen sind abhängig von einem, der bestimmt. Es geht um Abhängigkeit.)

2. Traum: Irgendwo in Russland gibt es einen guten Plan, der leider nicht gelingt.. Der Chef wird böse, das Parlament ist oben, die Regierung unten, plötzlich fließt Spinat über das Parlament.

Prüferin II, weiblich, 1.Traum: Sie kauft ein Klavier und lernt Noten.

2.Traum: Ein Mann hat ihren Pullover aufgetrennt, den sie anhatte. Als sie Ersatz verlangt von ihm, flüchtet er.

3.Traum: Sie ist zur Kur, ein Magier ist in ihrem Zimmer, er macht ein Zeichen an die Wand. Nachts wandern die Möbel. Zu Hause angekommen, wandert eine Uhr von rechts nach links die Wand entlang, und ein Arzneischrank ist verschwunden, so dass sie eine Patientin nicht behandeln kann.

4.Traum: Ein Mann, welcher auf einer Bank sitzt, verdreifacht sich. Ein Dämon verfolgt sie. Vor Angst läuft sie davon und mischt sich unter eine Gruppe von Menschen, welche daherkommen, damit der Dämon sie nicht findet.

5.Traum: Es ist Krieg. Sie schießt mit Giftpfeilen auf Menschen, welche sie ebenfalls mit Giftpfeilen angreifen. Sie wird auch getroffen, stirbt aber nicht.

6.Traum: Eine Kollegin lädt sie zum Essen ein. Der Braten sieht lecker aus; dann sagt die Kollegin, es sei Hundebraten; da vergeht ihr der Appetit, und sie isst nichts. Die Kollegin mag dann auch nichts von dem Braten essen.

Prüfer III, männlich, 1.Traum: Eine Patientin schenkt ihm einen diamantenen Ohrstecker, den er tragen muss.

2.Traum: Er geht in Frankreich mit einer Frau in eine Bank, die gleichzeitig ein Bordell ist, und will Geld einzahlen. Da kommt eine Prostituierte, betastet ihn und fragt, ob die Hose nicht drückt. Er antwortet, dass er schon selber für Druckentlastung sorgen wird. Er erwacht aus dem Traum und erinnert sich, dass er einen Tag zuvor schon einmal den gleichen Traum hatte, mit dem Unterschied, dass er am Tag zuvor ein Konto eröffnet hat.

3.Traum: Er ist mit zwei Kollegen zusammen in einem Haus, das dem einen Kollegen gehört. Der lässt die anderen beiden spüren, dass sie von ihm abhängig sind, wenn sie in sein Haus wollen.

2. Szene: Sie sind beim Essen, das dem 2. Kollegen gehört, der lässt die anderen ihre Abhängigkeit spüren, wenn sie etwas zu essen wollen.

3. Szene: Dem Prüfer gehört das Holz für das Feuer, mit dem das Essen gekocht wird, und er lässt die anderen beiden spüren, dass sie von ihm abhängig sind, und er fühlt sich dabei großartig. (Möglicherweise wird die Abhängigkeit von einem Abführmittel damit gezeigt).

Gemütssymptome: Reizbarkeit, Ruhelosigkeit abends im Bett, Schlechte Konzentration auf ein Thema, Müdigkeit, sentimentale Stimmungen, seufzen, traurige Stimmung, zu Tränen geneigt bei Erinnerung an ein schönes Erlebnis, vergeßlich, täglich wechselnd Depressionen und Übermut, sehr große Müdigkeit mit Schweregefühl in den Waden.

Körperliche Symptome : Speichelfluss mit Übelkeit, Ohrensausen wird stärker, durstlos, trockene Hitze im Körper, Übelkeit verschwindet bei Beschäftigung, bleierne Schwere beim Erwachen, Stuhldrang verschwindet beim Pressen, Schmerzen am linken Mittelfinger hinter dem Fingernagel mit kapillären Blutungen, stechende Schmerzen im Bauch, lässt Dinge fallen, Ungeschicklichkeit, erwachen morgens 4 Uhr, viele wirre Träume, Magenstechen, stechende Schmerzen, klopfende Schmerzen, innere Unruhe mit Hitzewallungen, Schmerzen li. Mamma, Schmerzen li. Unterbauch, schneidende Schmerzen im Abdomen, erfolgloser Stuhldrang, Eiterpickel auf der Nase, niesen morgens.

Helmut Trott, Heilpraktiker,

Bahnhofstr. 21, 7702 Gottmadingen