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Opium



Vorwort



Opium wird bislang in der Homöopathie nicht zu den großen konstitutionell wirksamen Polychresten gezählt, sondern eher zu den kleinen Arzneimitteln mit seltener Anwendung bei bestimmten klassischen Indikationen - Ileus, Apoplex, Folgen von Schreck. Es wurde vergleichsweise wenig geprüft, und ein Großteil der bekannten Symptome entstammt der Toxikologie.



Dies ist angesichts der großen Bedeutung, die Opium und seine Derivate als Rauschdrogen in der heutigen Welt haben, recht verwunderlich. Es stellt sich die Frage, ob Opium wirklich nur ein kleines Akutmittel ist und warum es bislang auf konstitutioneller Ebene so wenig erforscht wurde. Die großen Synthetiker der heutigen Homöopathie, die anstreben, ein Arzneimittel auch als Idee, als Wesen, als Charakter zu begreifen - Vithoulkas, Coulter, Becker (mit den Homöopathen der Boller Schule) - haben sich bislang mit diesen Dimensionen von Opium nicht befasst, zumindest sind mir keine Abhandlungen oder Vorträge darüber bekannt.



Reinhold Tögel, ein Vertreter der Boller Schule, unternahm im März dieses Jahres erstmals den Versuch, sich öffentlich der Opiumidee zu nähern und hielt einen Vortrag bei den Homöopathietagen der Samuel-Hahnemann-Schule in Berlin. Seine Gedanken und eigenen Prüfungserfahrungen fließen hier mit ein.



Warum ist über Opium so wenig bekannt? Besteht eine Scheu, eine Angst vor einem un-heimlichen Stoff, der bekanntermaßen weitreichende verheerende Wirkungen in unserer Gesellschaft hat? Liegt es im Wesen dieses Mittels, sich schwer fassen und beschreiben zu lassen?



Es scheint tatsächlich, wie ich selber erlebt habe, bezeichnend für das Mittel zu sein, dass es schwer ist, sich ihm zu nähern, es begreifen zu wollen. Dies war auch die Stimmung, die in meiner Ausbildungsklasse entstand, wo ich vor drei Jahren ein erstes Referat über Opium hielt. Es entstand dort eine schwere, dumpfe, neblige Atmosphäre und hinterher waren alle wie betäubt.



Opium behält etwas Ungreifbares, etwas sich Verschleierndes, sich Entziehendes, wenn man versucht, es auf den Punkt zu bringen und zu analysieren. Auch Reinhold Tögel hatte schon vor Jahren den Versuch gemacht, über Opium einen Vortrag vorzubereiten und durch "irgendwelche Umstände" versandete der Entwurf und landete für lange Zeit in der Schublade. Auch meinen Artikel habe ich bereits vor zwei Jahren verfasst, und auch er landete erst mal im Keller. An dieser Stelle möchte ich bemerken, dass die erneute Durchsicht des Artikels für die aktuelle Veröffentlichung mir sehr schwer fiel und ich jeweils nach drei Seiten Lesen in der schweren Sommerhitze in einen stuporösen Schlaf hätte verfallen können. Dies mag an meinem Schreibstil liegen, doch vielleicht hat es auch mit dem Mittel selbst zu tun, mit den angesprochenen Themen und Befindlichkeiten des Mittels. Ich hoffe, dass die Betäubung sich für den Leser noch in erträglichen Grenzen hält. Leser mit Einschlafproblemen können den Artikel vorm Zubettgehen häppchenweise lesen, Schlaf und Träume sind garantiert.



Ich möchte zu Anfang noch vorausschicken, dass es auch mir trotz der sich über einige Wochen hinziehenden Beschäftigung mit dem Mittel nicht gelungen ist, den rauschigen Stoff in seiner Tiefe zu begreifen und als Idee zu identifizieren - möglicherweise ist dies dem Wesen von Opium gar nicht angemessen. Den Problemkern der Opiumpathologie kann ich bestenfalls erahnen, nicht aber erkennen und verstehen, wie dies bei anderen Mitteln leichter ist. Es ist so, als greife man in Luft, besser in Rauch. Man sieht etwas, und wenn man versucht, es zu greifen, ist es weg, wie eine Fata Morgana. Möglicherweise i s t dies der Kern von Opium: Rauch und Rausch, Schleier, Täuschung, Undurchsichtigkeit, Flüchtigkeit, Ent-zug. Es bleibt aber etwas Unbefriedigendes, Ungeklärtes, Unverstandenes zurück, wie wenn man jemanden kennenlernen will und er bleibt verschlossen, sträubt sich dagegen, entzieht sich und hinterlässt Betäubung. Beispielsweise ging es mir beim Schreiben oft so, dass ich eine Idee, gar schon einen "klaren" Gedanken hatte, und als ich ihn aufschreiben wollte, war alles wieder unklar und diffus. Ich bin nun schon froh, dass sich aus dem vorhandenen Material Hinweise und Themen ergeben haben, die das Wesen des Mittels erahnen lassen.



Sicherlich sind aber viele weitere Forschungen und auch Arzneimittelprüfungen notwendig, um das Mittel besser und tiefer kennenzulernen.

Ich würde mich freuen, von den Lesern dieser Zeitschrift Anregungen und Informationen zu erhalten über Erfahrungen, die sie oder ihre Patienten mit Opium gemacht haben, vielleicht auch Eindrücke beim Lesen des Artikels. Möglicherweise lässt sich so das Bild in Form eines Nachtrags erweitern.



Ich möchte mich Opium zunächst über die Betrachtung der Pflanze und einen kurzen Blick auf die chemische Zusammensetzung des Stoffes nähern. Es folgt dann ein Überblick über die Geschichte des Stoffes in der Geschichte unserer Zivilisation. Dann werde ich versuchen, den Opiumrausch zu beschreiben und die Folgen von Langzeitgebrauch sowie die heftigen Erscheinungen beim Entzug. Wir betrachten dann die physiologische Wirkung des Stoffes und seinen traditionellen Gebrauch und Missbrauch in der Allopathie. Schließlich wenden wir uns dem homöopathischen Bild zu, das von Opium bislang bekannt ist. Im letzten Abschnitt gebe ich einen Überblick über die Leitsymptome, über die wichtigsten Arzneisymptome der Materia Medica, insbesondere über den Gemütsbereich, der bei Opium als Rauschmittel zentral ist und über bewährte Indikationen. Am Schluss habe ich - wie in meinem Artikel über Arsen (Hom. Einblicke Heft II/90) - ein Vokabular des Stoffes angelegt, das die Opiumthematik noch einmal in Stichworten umreißt. In drei Exkursen stelle ich für interessierte Leser die Geschichte der Verbindung von China und Opium dar, außerdem möchte ich ein persönliches Erlebnis von einem Opium-Trip erzählen und einen Traum, den ich nach Opiumeinnahme hatte.

Schlagwörter, die nach meinem subjektiven Ermessen für die Opiumthematik bezeichnend sind, sind fett hervorgehoben.





Einleitung



Opium ist heutzutage in allererster Linie ein Rauschmittel, ein Suchtmittel. Als Arzneimittel ist es, verglichen mit früheren Zeiten, kaum noch in Verwendung, sieht man vom homöopathischen Gebrauch einmal ab. Die jeweilige Bedeutung von Opium wechselte jedoch stark in verschiedenen Zeitaltern. Heute ist es auch nicht so sehr das Opium selbst, das begehrt ist, sondern seine Abkömmlinge, vor allem das Morphium und das Verderben bringende Heroin.



Mit Opium sind daher auch die Themen Sucht und Drogengebrauch oder -missbrauch angeschnitten, damit verbunden Kriminalität, Illegalität des Anbaus und Vertrieb durch Unterweltsorganisationen wie der Mafia, sowie das Armutsgefälle zwischen "Erst-Welt-" und "Dritt-Welt"-Ländern, und die Politik und Wirtschaft in drogenproduzierenden Ländern. Ich möchte im folgenden Abschnitt kurz die Komplexität dieser Themen andeuten und ins Gedächtnis rufen, welch große und noch immer stark wachsende Bedeutung Drogen in unserer heutigen Welt haben.



Zuallererst liegt die Bedeutung natürlich im individuellen Leben des Drogenabhängigen mit dem großen Leid, das er und sein Umfeld, seine Angehörigen und Freunde, durch die Sucht erleben. Dies zieht weite Kreise in die Gesellschaft: Es werden Drogeneinrichtungen, Beratungsstellen, therapeutische Institutionen notwendig. Ein ganzer Psycho-, Medizin- und Sozialmarkt ist hier tätig und zieht, über entsprechende Planstellen, einen traurigen, wenn auch notwendigen Nutzen daraus. Die Problematik berührt weiter Juristen (Strafgesetz, Gefängnisse, Beschaffungskriminalität), Politiker (Drogenkampagnen) und Bankiers (die die Drogendollars sauberwaschen) und andere Wirtschaftsleute.



Wirtschaft, Politik und Drogensyndikate sind, nicht nur in drogenproduzierenden Ländern, oft eng miteinander verknüpft. Das Ausmaß der gegenseitigen Beteiligung und des Geldes, das damit verdient wird, lässt sich nur erahnen. So sind beispielsweise die sich offiziell stets als Kämpfer gegen Drogenanbau und -gebrauch aussprechenden Anbauländer doch allzu oft auf mehr oder weniger versteckte Weise direkt oder indirekt beteiligt oder profitieren zumindest davon. Gerade die Länder, in denen das Rohmaterial der Drogen produziert wird, sind in der Überzahl Entwicklungsländer, durch ihre Verschuldung bei Industrienationen geradezu dazu gezwungen, auch auf solchen Wegen zu Devisen zu kommen. Für die oft völlig verarmten Bauern in feudalen Abhängigkeitsverhältnissen bleibt um ihrer Existenz willen meist gar kein anderer Weg als der doch noch relativ lukrativen Produktion von Opium, Koka oder Cannabis. Andere Produkte (Bsp. Mais in Peru) lassen sich auf dem Weltmarkt kaum noch gewinnbringend absetzen. Der Hauptanteil des Drogenreibachs geht natürlich in die Taschen mächtiger krimineller Syndikate und vieler Beamter, staatlicher Stellen und Machthaber, die durch ihr korruptes Verhalten eben diese Kartelle schützen. Am Ende landet der Stoff sinnigerweise in den Industrienationen, die den größten Teil der teuer bezahlenden Endverbraucher stellen.



Gerade jetzt läuft mal wieder eine groß angelegte und propagierte Kampagne gegen Drogen, weil an erster Stelle den USA die Macht und Bedeutung des Medellin-Kartells und anderer Organisationen zu groß, zu heiß oder zu unheimlich wird. Kaum jemand aber kann sagen, wie die Drogenindustrie untereinander und mit dem Staatsapparat verknüpft ist, große illegale Netze sind ja kaum zu durchschauen - sie sind so nebulös wie der Stoff, den sie vertreiben. Es ist deshalb fraglich, ob die Aktion einen durchgreifenden Nutzen haben kann.



Die Undurchsichtigkeit des Drogenhandels passt zur Wirkung von bewusstseinsverändernden Drogen, nämlich Unklarheit, Verschwommenheit, schnell und undurchschaubar wechselnde Realitäten oder Scheinrealitäten zu schaffen. Damit werden Rauschdrogen, wird Opium auch zu einem Spiegel oder Symbol für die Schattenseiten unserer Zeit, und umgekehrt werden diese Schattenseiten durch den Drogenmissbrauch genährt.



Eben diese Schattenseite unserer sauberen Erfolgsgesellschaft, den Underground, will niemand so genau sehen - all das Elend der "Unterwelt", die Süchtigen, die sich selber ausgestoßen haben (man schaue sich mal in bestimmten Großstadtvierteln um). Doch gehören zu dieser Schattenseite auch die vielen legalen und unauffälligen Süchte und Fluchten wie Spielsucht, Arbeitssucht, Liebessucht, Bildersucht, Fernsehsucht, künstliche Träume aller Art, teilweise wohl auch die Flucht ins Spirituelle.





Die Mohnpflanze und Opiumgewinnung



Opium ist das Produkt aus dem milchigen Saft des Schlafmohns, einer Unterart der Mohnpflanzen. Betrachten wir zunächst die Mohnpflanze selbst, da schon aus ihrer Signatur einiges über das Wesen Opium zu erfahren ist. Ein Meister der Signaturbetrachtung in der Homöopathie war Emil Schlegel, den ich gerne zitieren möchte: "Die Pflanze kleidet sich in eine kaltes, graubläuliches Grün, die Blumen sind auffällig groß und offen. Der schwarzviolette Grund der Blumenblätter warnt vor Gift und der Fruchtknoten entwickelt sich nach der Blüte auffallend rasch zum eigentlichen Mohnkopf mit scharf betäubendem Geruch. Hochragend steht dann die Frucht, von weitem nur "Köpfe" zeigend, im Mohnfeld. Das ist die Signatur ihrer Einwirkung und jeder Kopf ist von oben her breitgeschlagen. Ein alter Arzt sagt, hier sei die Pflanze, welcher die Natur selbst die Krone des Heilmittels aufgesetzt hat. Aber diese flach geriefte Krone hat einen verhängnisvoll drückenden Einfluss - wie ihn so manche Krone auf das Haupt ihres Trägers ausübt. Die Betäubung, die Unfähigkeit des höheren Umblicks und Urteils ist dem Kopfe eingepresst. Die Wirkung des Mohnsaftes ist flüchtig, wie die Freude der äußerst hinfälligen Blüte selbst...Der öde, dürre, leblose Anblick des fertigen Mohnkopfes zeigen die Überwältigung des Organismus mittels der üblichen, großen Gaben."(3) (Vergleiche die Ähnlichkeit zur marastisch-eingefallenen Erscheinung von alten Opiumrauchern). "Der weiße Saft der Köpfe, welcher lebhaft ausquillt, deutet in dieser Zusammenordnung auf Nerven- und Gehirnarbeit." (3)



Ein weiteres Bild zur Signatur des Mohnkopfes kam mir, als ich vor einiger Zeit in Südtirol auf ein Feld voller reifer, verblühter Mohnpflanzen traf: der aufgetriebene, prall angefüllte Bauch, den man (wie beim Ileus) aufritzen muss, um überhaupt noch etwas herauszubekommen. (Allerdings handelt es sich beim Opium-Ileus nicht um einen stenotischen, sondern einen paralytischen Ileus.)

Nach Paracelsus' Signaturenlehre steht der Mohn unter dem Einfluss des Mondes (die Kapsel sieht dem Mond auch ähnlich), hat also auch mit dem Schlaf und den Träumen zu tun, wie es der unmittelbaren Wirkung von Opium ja auch entspricht. "Dagegen haben die "Schnallen" (Mohn) ihre schwarzen Fländerlen in roten Blumen; sie ziehen deshalb den hitzigen, melancholischen Geist aus den Arterien, welcher rechte Wut und unruhige Träume verursacht." (3)

Für astrologisch Interessierte sei angemerkt, dass man Opium der Verbindung von Mond und Neptun, die beide zum Wasserelement gehören, zuordnen kann.



Es gibt etwa 600 Mohnarten, von denen nur eine einzige, Papaver Somniferum ("schlafbringender Mohn") Opium produziert. Doch kann und wurde als leichtes Beruhigungsmittel auch unser roter Klatschmohn verwendet. Die Kelten mischten Klatschmohnsaft in den Nahrungsbrei, um ihre schreienden Babies zum Einschlafen zu bringen (Hier stammt wahrscheinlich auch der Name "Papaver" her, von Papa=Brei, Pappkram. Es deutet sich wieder die unfeste, nicht greifbare Materie an.).



In der Phytotherapie wurden verschiedentlich getrocknete Blütenblätter als mildes Sedativum angewandt (5). Papaver Somniferum ist eine einjährige Pflanze, die bevorzugt in trocken-heißen Gegenden wächst. Der Stengel ist kahl, fast blattlos, bis 1,5 m hoch, blaugrün. Die Blüte sitzt an einem gebogenen Blütenstil. In der Blütezeit sieht sie im Wind so aus, als ob sie verführerisch, träumend, lockend nickte. Die Blüte selbst ist meist weiß mit einem violetten Kern, es gibt aber Variationen in der Farbgebung. Aus dem Fruchtknoten geht die walnussgroße Kapsel mit narkotischem Geruch und bitterem Geschmack hervor. Sie bringt in ihrer Reife kleine nierenförmige Samen hervor, die jeder als Mohnsamen kennt (7). Die Mohnsamen selber sind nicht arzneiwirksam. Aus ihnen gewinnt man jedoch noch heute ein besonders feines Öl, das gerne von Malern benutzt wird. So hat Opium auch hier, im grobstofflichen, etwas mit der Entstehung von Bildern zu tun.

Die Kapsel ist von einem Netz feinster Gefäße und Schläuche durchzogen, die sich während der Reifung prall mit einem weißen milchigen Saft füllen. Zur Erntezeit des Opiums wird die äußere Kapselwand mit mehrklingigen Spezialmessen angeritzt. Man gewinnt Opium also, indem man die Pflanze verletzt. Hier sieht Tögel einen entscheidenden Kernpunkt der Opiumpathologie. Die Opiumproblematik entsteht seiner Auffassung nach durch die innere Reaktion auf eine Verletzung (1).



Die nun austretende Mohnmilch verfärbt sich braun und trocknet in der Sonne ein. Am nächsten Tag wird die eingetrocknete Milch abgeschabt (2). Es entsteht ein zähes, gummi-oder teigartiges, fettig glänzendes, fast schwarzes Produkt mit bitter-scharfem Geschmack, das zu großen Kuchen gesammelt und geformt wird: das Rohopium. Hier zeigt sich eine Ähnlichkeit zum typischen Stuhl des Opiumpatienten: kleine runde, trockene, harte und schwarze Kotballen. Für 1 kg Rohopium sind 20000 Mohnkapseln nötig, das entspricht einer Anbaufläche von 400 qm.

Das Rohopium muss, um rauchfertig gemacht zu werden, noch mehrmals erhitzt, durch Sauerstoffzugang oxidiert und schließlich 4-5 Monate lang in Steintrögen fermentiert werden. Dadurch verändert sich der Gehalt an den verschiedenen Alkaloiden, die erwünschten Alkaloide vermehren sich (2).





Chemie



Wie bei den meisten Pflanzenstoffen besteht auch der aus der Mohnpflanze gewonnene Stoff Opium nicht aus einer einzigen Substanz, sondern aus einer Mischung verschiedener Molekularsubstanzen. Das Besondere bei Opium ist jedoch die außergewöhnlich große Zahl von Einzelbestandteilen und ihr bis heute nicht vollständig geklärtes Mischungsverhältnis. Bis heute sind noch nicht alle chemischen Teilstoffe entdeckt.

Hier klingt wieder die Idee von Opium an: verschwommene, undurchsichtige Unklarheit. Es handelt sich, soweit man es bis heute analysieren konnte, um eine Mischung aus mehr als 25 Hauptstoffen, nämlich Alkaloide in unterschiedlicher Menge, ein wahres Compositum der Natur. Auch das Mischungsverhältnis selbst schwankt je nach Herkunftsland und Weiterverarbeitung des Rohprodukts erheblich. "...Opium scheint eine endlose Zahl von Prinzipien zu enthalten, und noch jedes folgende Jahr scheint neue zu bringen... Sie (die Alkaloide) alle haben mehr oder weniger narkotische Eigenschaften, ähnlich denen von Opium selbst. Die Wirkung einiger dieser Alkaloide ist wohl bekannt, während wir über die Wirkung anderer noch nichts wissen." (Farrington, 11)



Hauptbestandteile der Alkaloidmischung sind das Morphin (Morphium, 10-12%), das auch der wohl wichtigste Wirkstoff im Rausch ist, Narcotin (5-6%), Kodein (0,15-1%, Hauptwirkung: Hustenreiz stillen), Papaverin (0,1-0,4%, Behandlung von Krampfzuständen innerer Organe). Die anderen Alkaloide haben eine modifizierende Wirkung, d.h. sie verstärken sich gegenseitig partiell oder schwächen sich in Teilaspekten. Narcein beispielsweise soll die schmerzstillende Wirkung des Morphins verfünffachen.



Neben der allgemeinen Wirkung als Rauschmittel hat Opium folgende Haupteigenschaften:

- Schmerzunempfindlichkeit

- Krampfauslösung

Diese etwas gegensätzlichen Eigenschaften sind auch pharmakologisch entgegengesetzt. Je mehr ein Opium-Alkaloid schmerzstillend ist (bsp. Morphium), umso weniger ist es krampfauslösend und umgekehrt. Da die narkotisierenden Stoffe quantitativ überwiegen, überwiegt auch insgesamt die narkotische Wirkung des Gesamtkompositums Opium.





Geschichte des Opiums



Die Ursprünge des Opiums liegen wahrscheinlich im östlichen Mittelmeer. Die frühesten zuverlässigen Funde weisen darauf hin, dass es bereits vor 6000 Jahren den Sumerern als Rauschmittel bekannt war und dort "Pflanze der Freude" genannt wurde (2, 7). Von dort gelangte es zu den Ägyptern und wurde als Mittel zur Betäubung und bei Mysterienkulten verwendet. Immer wieder wird man feststellen, dass Opium etwas mit Zeremonien, mit Ritualen, mit festen feierlichen Abläufen zu tun hat. In Ägypten erfuhren griechische Mediziner davon, und so gelangte es von Osten her nach Europa. Die Griechen gaben dem Opium schließlich seinen Namen (opos: Saft). Der Stoff wurde hier auch mythologisiert, die Mohnkapsel wurde Symbol des Schlafgottes Hypnos und des Traumgottes Morpheus, der dessen Sohn war. Es steht aber auch für den Todesgott Thanatos. Die Mohnkapsel schmückte als Symbol Schmuck, Haushaltsgegenstände und Götterfiguren. Nepenthes, der Zaubertrank der Helden Homers, soll Opium enthalten haben, als Freude- und Mutspender.



In Europa war die Pflanze jedoch schon länger bekannt. Aus der Pfahlbauzeit vor 4000 Jahren weiß man, dass Papaver somniferum angebaut wurde. Jedoch meinen manche Wissenschaftler, dies sei in erster Linie wegen seiner ölreichen Samen geschehen (2).

Von Griechenland kam die Pflanze nach Rom. Hier gibt es dann auch die ersten bekanntgewordenen Todesfälle, als Mordmittel, aber auch als Selbstmordmittel. Vergil sagte, der Mohn sei mit dem Schlaf der Lethe getränkt. Lethe war in der griechischen Mythologie der Fluss in der Unterwelt, aus dem die Toten das Vergessen trinken. Andromachus, Leibarzt Neros, mischte Opium seiner Patentmedizin Theriak bei, noch heute ein Begriff, die angeblich bei allen Krankheiten half. 1500 Jahre später soll dies Paracelsus mit seinem Laudanum bzw. Arkanum getan haben. Schlegel bestreitet aber, dass Paracelsus' Laudanum Opium enthielt(3). Doch war Opium im Altertum in den meisten Heilmitteln enthalten und kann so als das "Cortison des Altertums" bezeichnet werden, ein Mittel zur Unterdrückung von Schmerzen und anderen Symptomen, ein Mittel zur Unterdrückung bei schreienden Kindern (Ruhigstellung), ein Mittel zur Unterdrückung des Volkes ("Opium fürs Volk"). Opiumabhängige Leute sind gut regierbar. In diesem Sinne hat Opium etwas mit Herrschaft, Macht und Unterdrückung zu tun. So hatten die großen Imperialistenländer Portugal, Holland, England in ihren Kolonien Opiumfarmen (1).



In den fernen Osten kam Opium im 6./7.Jdt. durch die Araber. Merkwürdigerweise hat Opium in arabischen Ländern trotz der guten Anbaubedingungen als Rauschmittel, verglichen mit Cannabis, keine große Rolle gespielt, außer in Persien, wo es eine Zeitlang sehr geschätzt war und von Dichtern mit bildreichen Worten beschrieben wurde. Dort gab es auch ein genau einzuhaltendes, kunstvolles Zeremoniell der Opiumeinnahme, wodurch das Opiumrauchen zu einer regelrechten Kunst erhoben wurde - wieder zeigt sich die Bedeutung des Rituals. Noch heute ist Persien, trotz der drakonischen Maßnahmen des Chomeini-Regimes gegen Rauschgifthändler, eines der Hauptanbauländer.

Vermutlich passt die Art der Rauschwirkung jedoch besser in den asiatischen Raum. Der Weg führte dann weiter über Indien, auch heute noch ein Hauptexporteur, und mit den Engländern nach China und ins Goldene Dreieck (Grenzregion zwischen Thailand, Burma und Laos, siehe Bericht "Trekking im Goldenen Dreieck").



Bei den Indern gibt es eine interessante Legende zur Entstehung des Mohns: Buddha schnitt eines Tages, aus Furcht, bei seinen Meditationen einzuschlafen, seine Augenlider ab. Dort, wo sie auf die Erde fielen, sprang die Pflanze hervor und die Augenlider Buddhas hatten sich in die wunderschönen weiß-violetten, schläfrig hängenden Blütenblätter verwandelt. Die Verbindung von Meditation, inneren Bildern, Traum, Schlaf und der Mohnpflanze kommt in dieser Geschichte schön zum Ausdruck.



In China erlangte die Droge ihre größte Bedeutung, was nach Ansicht von Schmidbauer mit der chinesischen Geistesmentalität zusammenhängt (2). Im Unterschied zu primär halluzinogenen Drogen (Südamerika: Peyotl, Psilocibin-Pilze, Stramonium), die reiche Bilder in der Außenwelt erzeugen und somit die Realität als solche verändern oder wie Cannabis (arabische Länder), das als eine Mischung aus leichten Sinnestäuschungen, einem Bedeutungswandel der Realität und einer Intensivierung des Erlebens beschrieben werden könnte, wirkt Opium mehr nach innen gerichtet, gewissermaßen meditativ und entspricht damit insgesamt mehr dem Geist der Chinesen.

Ein weiterer Grund liegt aber wohl banalerweise auch darin, dass Opium zudem eine stark appetitzügelnde Wirkung hat. Es hatte deshalb eine traurige Rolle bei Hungerkatastrophen einzunehmen, die China in der Vergangenheit häufig erlebte.



Aus all dem habe ich den Eindruck gewonnen, dass die verschiedenen Rauschmittel jeweils, relativ unabhängig von den Anbaubedingungen, in bestimmten Regionen und Volksgruppen ihre Heimat und stärkste Bedeutung haben, eine gewissermaßen homöopathische Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Mentalität und Rauschwirkung. Übrigens wurde Opium in China zunächst gegessen, erst später geraucht. Als Inhalation in die Lunge ist die Wirkung wesentlich stärker.



Mehr und mehr wurde es in China das Rauschmittel der einfachen armen Bevölkerung. Es war normal, 20-40 Pfeifen am Tag zu rauchen, mit 80 Pfeifen wurde man respektvoll mit der Bezeichnung "Großer Raucher" verehrt. Zur Zeit der englischen Herrschaft über Indien kam das in China verbrauchte Opium weniger aus dem eigenen Land, als mehr aus Indien (durch Händler der East India Company), mit ganzen Flotten. Dabei entzündete sich der Opiumkrieg, als ein chinesischer kaiserlicher Beauftragter die englischen Händler zwang, ihm 1000 Tonnen Opium auszuhändigen, die er anschließend vernichten ließ. Das Opium war jedoch mehr der gesuchte Anlass für die Engländer, das sich bisher dem Westen verschließende (nach außen hin obstipierte) chinesische Reich gewaltsam zu öffnen, mit einer kleinen englischen Armee gegen 370 Mio. Einwohner. Die Geschichte der engen Verbindung von China und Opium ist so merkwürdig und auf bildhafter Ebene auch so bezeichnend, dass ich hierauf in einem Exkurs gerne etwas näher eingehen möchte ("China und das Opium"). Heute sind die (Rot)Chinesen mit geschätzten 6000-8000 Tonnen der größte Lieferant (geschätzte Deviseneinnahme: 40 Milliarden DM) (2).



Im neuzeitlichen Europa fand eine erste große Welle des Opiummissbrauchs im frühen 19. Jh. statt, vornehmlich in den verarmten, traurigen Industrie- und Hafenarbeitergegenden Englands, die im Gefolge der Industrialisierung und Proletarisierung der Bevölkerung entstanden, so auch in Frankreich. Hier kommt Opium als Mittel der Flucht vor einer elenden, depressiven Realität zum Tragen. Opium war zu dieser Zeit billiger als Alkohol und ersetzte damit dessen Funktion als Rauschmittel. Man konnte es einfach in Apotheken abgepackt kaufen. In Frankreich entstanden überall Rauchsalons, besonders in Marseille und anderen Hafenstädten.



Neben den proletarischen Schichten, in denen Opium die Rolle eines Fluchtmittels vor der harten Realität zu spielen hatte, gewann der Stoff eine etwas andere Bedeutung in den sozial entgegengesetzten Kreisen der Intellektuellen und Künstler. Im Zeitalter der Romantik, deren Themen und Inhalte sehr viel mit Opium zu tun haben, nahmen schwärmerische Dichter und verträumte Maler in den Dandykreisen, die damals Mode waren, Opium zur Inspiration ihrer Phantasie und wurden leider oft genug süchtig (Edgar Allen Poe, Charles Baudelaire: "Die Blumen des Bösen", Arthur Rimbaud: "Der Ewige Jüngling", Samuel T. Coleridge, vermutlich auch Novalis: "Hymnen an die Nacht" und der große Opiumdarsteller Thomas de Quincey.) De Quincey selbst: "Du hast die Schlüssel zum Paradies, oh reines, sanftes, wohliges Opium" (8).



In einer Untersuchung von Motiven, die den unter Opium schaffenden Künstlern gemeinsam sind, fand Hayter folgende wiederkehrende Bilder und Metaphern:

- versteinerte Landschaften

- menschenfressende Dirnen

- Treibsand

- eisige Kälte

- überschwemmte, verwehte Tempel

- beobachtende Augen

- Ausgestoßene (9)



Auch im 20. Jh. gab es Künstler, die Opium probierten oder eine Zeitlang nahmen (Pablo Picasso), oder auch über längere Zeit Opiumraucher waren (Jean Cocteau, William Burroughs, Hans Fallada).

Mit Beginn des 20. Jahrhundert wurden dann Versuche staatlicher Kontrolle und Eindämmung unternommen, je mehr man sich der Gefahren von Opium als einer suchtbringenden Droge bewusst wurde. In Deutschland wurde 1929 das Opium-Gesetz erlassen, der Vorläufer des heutigen Betäubungsmittelgesetzes, da die Sucht unbeherrschbare Ausmaße annahm. Schon lange war auch das extrahierte Morphium rein erhältlich (1804, seit 1827 Herstellung durch Merck/Darmstadt (1)). Viele Ärzte und Apotheker waren süchtig. Inzwischen war auch Heroin entwickelt worden (1898) und eine Elberfelder Farbenfabrik und andere chemische Großbetriebe stellten Heroin her und gaben es als neue Wunderarznei aus. Es wurde in Zeitungsanzeigen großformatig dafür geworben.



Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Heroinsucht in manchen Regionen (Amerika, Mittelmeerraum) zu einer regelrechten Volksseuche. Heroin-Pillen wurden in Ägypten um 1925 Arbeitern als Lohn ausgegeben und von Händlern mit Phantasienamen wie "Zauberpferd" oder "Wilder Tiger" vertrieben.



Durch die Illegalisierung des Opiums und seiner Derivate findet der Anbau und die Herstellung heutzutage in abgelegenen, versteckten Gegenden statt, unter offizieller Bekämpfung durch die Regierungen, aber häufig inoffizieller Beteiligung am Gewinn. Die Weiterverarbeitung erfolgt bereits in lokalen Heroinküchen oder in geheimen Laboratorien, der Vetrieb läuft über Schmugglerkanäle und die großen Drogenorganisationen ab (Mafia und chinesische Syndikate). Dadurch kosten die Derivate, beispielsweise Heroin, beim Endverbraucher schließlich das tausendfache dessen, was der Opiumfarmer erhält.



Hauptlieferanten heute sind neben asiatischen und arabischen Ländern China, auch einige europäische Länder wie die Türkei, Bulgarien, sogar das nahe (ehemalige) Jugoslawien.



Zu den klassischen Drogen sind bis in unsere Zeit viele neue Drogen, auch im weiteren Sinne, hinzugetreten. Tögel meint, dass auch die Fernsehsucht vieler Kinder heute eine ähnliche Grundlage habe: wie Opium vermittelt es eine Realität aus zweiter Hand, eine Scheinwelt, eine Bilderflut, also die Welt als Kino.



Ähnlich wie im 19.Jdt. Morphium und Heroin mit hohem Werbeanteil in den Zeitungen propagiert worden waren, wird heute für alle möglichen psychotropen Medikamente geworben, beispielsweise für Antidepressiva, Beruhigungsmittel, Schlafmittel. Eine wichtige Psychopharmakagruppe, die Barbiturate, weist eine dem Opium sehr ähnliche Struktur auf (Aromatische Ringe, bsp. Diazepam) (1).





China und das Opium



Das riesige chinesische Reich war jahrhunderte-, sogar jahrtausendelang nach außen weitgehend abgeschlossen und isoliert, eine Welt für sich. Dies änderte sich radikal im Zuge der europäischen (und später amerikanischen) Kolonialisierung Asiens. Speziell für China spielt dabei das Opium eine besondere Rolle.



Die britische Großmacht schaffte es im 18./19. Jahrhundert, Indien und angrenzende Gebiete vollständig zu unterwerfen. Nutzen und Sinn dieser Beherrschung war die wirtschaftliche Ausbeutung des Subkontinents, ausgeübt durch die East India Company. Dieser englische Imperialismus blieb aber nicht beschränkt auf Indien, sondern dehnte sich auch in Richtung China aus.



Zu dieser Zeit herrschte in China die Mandschu-Dynastie (1644-1911) als Nachfolger des großen Kaiserreichs der Ming. Die Mandschus stammten aus der Mandschurei und es gelang ihnen, sich die relativ fremden chinesischen Volksgruppen untertan zu machen. Während die Mandschus völkisch dabei autonom und vermischungsfeindlich waren und eine schamanistische Religion hatten, war die offizielle und kulturmäßig verankerte Religion und Staatsphilosophie weiterhin konfuzianisch, also dem Tao folgend. Während der Mandschu-Zeit erreichte China einen sozialen und wirtschaftlichen Höhepunkt und das chinesische Reich seine jemals größte Ausdehnung.



Der Kaiser galt im Konfuzianismus als Mandatar des Himmels, also dem Auftrag des Himmels verpflichtet und konnte gestürzt werden, wenn er dem Himmel, dessen Gebote und Verbote sich wiederum aus der Zufriedenheit oder Unzufriedenheit des Volkes ergab, nicht gerecht wurde. Ansonsten hatte er aber ziemlich absolutistische Rechte.



China war ein Reich und ein Kulturgefüge, das sich nach außen hin, also zur übrigen Welt, völlig isolierte. Es gab bis ins 20. Jh. hinein keine Außenpolitik in unserem Sinne. Dies beruht stark auf der konfuzianischen Anschauung: Der Konfuzianismus beinhaltete eine kosmische Weltordnung, in der Himmel, Menschheit und Erde interdependent verbunden sind und vom Seinsprinzip des Tao durchwaltet. Darin galt das chinesische Reich als Mittelpunkt der gesamten Welt, auch als die nach außen wirkende Achse des gesamten Systems politischer Herrschaft auf Erden.



Aufgabe des Kaisers war es, das Verhalten der menschlichen Gesellschaft durch sein Wirken in harmonischen Gleichklang mit den anderen Kräften zu bringen (Sohn des Himmels), er empfand sich deshalb als Zentralherrscher des ganzen Weltreiches. China war das "Reich der Mitte" und hatte kosmische Vermittlerrolle. Maßstab für die Bewertung anderer Völker und Staaten war ausschließlich ihre Nähe/Ähnlichkeit/Aufgeschlossenheit China gegenüber. Um das chinesische Reich herum lagen kleinere Staaten, sehr chinesisch geprägt und China durch Tribute ergeben. Was außerhalb dieser bewusstseinsmäßigen Pufferzone lag, war in der Vorstellung der Chinesen Barbarien oder gar nicht existent.



Die chinesische Politik bestand also, in Bezug auf den "Rest der Welt", in einer trügerischen, sehr opiumähnlichen Illusion. Durch die Kolonisation der schlagkräftigeren Europäer begann ein jähes und fast wehrloses Erwachen, so dass am Ende die sinozentrische, überhebliche Position Chinas, sein Verhältnis zur Außenwelt, wiederum sehr opiumähnlich, in das schiere Gegenteil der früheren Weltanschauung verkehrt wurde. China war und blieb jedoch bis heute ein relativ isoliertes, nun aber nicht mehr hoch entwickeltes Land, sondern ein Beinahe-Entwicklungsland.



Anlass des ausbrechenden Konflikts zwischen China und Großbritannien, der am Ende zur weitgehenden Unterwerfung Chinas unter europäische politische und wirtschaftliche Vorstellungen führte (1860 Besetzung Pekings) war das 1839 durch den Kaiser erstmals durchgesetzte Verbot des britischen Opiumimports nach China. Bereits 1729 hatte die chinesische Regierung offiziell Opiumeinfuhr und -verkauf untersagt, aber nicht durchsetzen können.

Ausgangspunkt war, dass die Engländer erreicht hatten, mit China einen gewissen, sehr beschränkten Handel durch das Nadelöhr Kanton (gegenüber Hongkong) führen zu können. Es war ihnen gestattet, vor den Toren Kantons mit einer chinesischen Monopolinstitution Handel zu betreiben. Opium war dabei die lukrativste Ware. Sie wurde in sprunghaft zunehmender Quantität und mit wachsendem Umsatz mit der Unterstützung korrupter Beamter ins Land gebracht. (1750: 400 Kisten, 1839: 40000 Kisten/Jahr). Zunächst beeinflusste dies die chinesische Handelsbilanz nicht, die Bilanz war positiv, da China Tee und Seide verkaufte. Durch den Anstieg der Opiumeinfuhr wurde die Bilanz jedoch um 1820 herum negativ und im Gegenwert für Opium musste China einen zunehmenden Aderlass an Silber hinnehmen, der die chinesische Wirtschaft schwer schädigte (Argentum gegen Opium). Zudem wurde die alte Silberwährung weltweit durch Gold abgelöst und entwertet (Aurum = Sonne anstatt Argentum = Mond).



1839 kam es dann zur Belagerung der englischen Handelsniederlassung vor Kanton. Die Engländer mussten 20000 Kisten Opium ausliefern. Der Kaiser schrieb einen Brief an die Königin Viktoria, in dem er, etwas naiv, darauf hinwies, wie unredlich es sei, Opiumgebrauch im eigenen Land (England) zu untersagen und in anderen Ländern Geld damit zu verdienen. Mit diesem Schreiben traf er zwar den Nagel auf den Kopf, aber was nützte dies, wo es um koloniale Profitgier ging?

Daraufhin forderte London (vgl. Traumbericht) Gegenmaßnahmen. 1840 schrieb Palmerston an die chinesische Regierung, dass es den Briten nicht möglich sei, mit einer unzivilisierten Regierung, die die Gleichheit der Völker nicht anerkenne, zu verhandeln, und es wurden sofort militärische Aktionen beschlossen. England forderte den Freihandel und die Gleichheit souveräner Staaten (im Gegensatz zur sinozentrischen Position der Ungleichheit und des Rechts auf handelspolitische und diplomatische Isolation).

So zogen Engländer gegen chinesische Stützpunkte, mit nur 2400 Mann anfangs, auch später waren es nicht viel mehr. China war mit veralteter Artillerie, fehlender Kampfkraft, Disziplinlosigkeit der kaiserlichen Truppen und der Entfernung der Kampforte von der zentralistischen Regierung in Peking nicht in der Lage, die Engländer zurückzuschlagen. Schließlich brachen die Engländer das chinesische Reich an fünf Häfen auf (so wie Opium den Darm aufbricht) und zwangen China einen Vertrag, die Entschädigung des Opiumverlustes (6 Millionen Liang Silber) und die Kriegskosten auf. Außerdem erhielt Großbritannien Hongkong, dessen Geschichte mit der baldigen Unabhängigkeit neu aktualisiert wird. Bis 1860 gelang es den Engländern dann vorerst endgültig, ihre wirtschaftlichen und politischen Interessen in China durchzusetzen.



Opium war China seit dem Ende der Ming-Zeit bekannt, wurde aber erst zu Beginn des 20. Jh. auf großen Flächen angebaut. Das gesamte Opium, von dem in China viele süchtig wurden (vor allem kleine Lokalbeamte, aber auch das städtische Proletariat), kam also zunächst durch die Engländer ins Land. Angebaut wurde es in Bengalen und Zentralindien. Der Verkauf der Droge war 60 Jahre lang Haupteinnahmequelle der Briten aus China! Der Gebrauch verschlimmerte die Korruption und förderte allgemein das Schmuggler- und Piratenwesen und trug nicht unwesentlich zum sozialen und wirtschaftlichen Niedergang Chinas bei, auch gerade nach der Zeit der Unterwerfung. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts stieg der Opiumimport auf 100000 Kisten/Jahr an und machte einen Importanteil von schließlich 30 % aus!



In dieser Zeit wurde China zunehmend durch innere Aufstände und soziale Unruhen und Aufstände der Randvölker geschüttelt, auch durch Aufstände den Fremdherren gegenüber, die aber stets tragisch endeten (Boxeraufstand), so dass die ehemalige, vorkolonialistische Einheit vor dem Opiumhandel bis zur chinesischen Revolution nicht wieder erreicht wurde. So fußt auch die chinesische Revolution nicht zuletzt in der Entwicklung, die durch England in Gang gesetzt wurde.





Rausch und Rauschwirkung



Opium kann in jeder nur möglichen Form zu sich genommen werden, die Reihenfolge der steigenden Wirksamkeit ist: essen, trinken, rauchen, injizieren. Zum Injizieren: Die Injektion von Morphium entwickelten ursprünglich Ärzte, die glaubten, bei ihren Patienten damit eine Opiat-Sucht verhindern zu können. Die Folge war, dass Soldaten im Kriegslazarett sich die Spritzen selber gaben und nun erst recht morphinsüchtig wurden. Noch schlimmer wurde es, als man nach Stoffen suchte, die schmerzstillend sein sollten, aber nicht süchtig machen. Bei einer solchen Gelegenheit wurde das Heroin entdeckt. So versucht man auch noch heute, wie es scheint, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben und propagiert Methadon-Programme und andere neue Wundermittel.



Die klassische Form ist das Rauchen, das in den Ländern, wo Opium noch heute zum Alltag gehört, meist in einer Art Zeremoniell vorgenommen wird, ein Rahmen,der für Opium besonders spezifisch zu sein scheint.

Um ein wenig in den Opiumrausch einzustimmen, möchte ich die Beschreibung einer Rauchzeremonie zitieren. Die Anweisung entstammt einem persischen "Traktat für Opiumraucher" (1898), nach Schmidbauer (2):

"Mindestens eine Stunde, ehe man zu rauchen anfängt, sollen die Vorbereitungen getroffen werden. Der Raum soll sauber und aufgeräumt sein; Kohlenbecken, Samowar, Wasser-und Opiumpfeife, Feuerzange, Teetassen, Tabak und Zucker müssen in reinlichem Zustand und möglichst guter Qualität, jedes an seinem vorbestimmten Platz, griffbereit sein. Ebenso das Opium. Es gilt als verpönt, allein zu rauchen, denn 'ist der Raucher allein, so steht zu befürchten, dass ihm die Dämonen Gesellschaft leisten'. Ebenso soll man nicht unter Fremden oder Nichtrauchern die Droge zu sich nehmen. Ideal ist ein kleiner, in sich geschlossener Freundeskreis."

Zu den Regeln gehört: Anwärmen des porzellanenen Pfeifenkopfes vor Gebrauch; Beendigung des Gesprächs, sobald das Opium brutzelt; ein Gefäß unter den Pfeifenkopf stellen, damit fallende Funken die Raucher nicht beunruhigen oder ablenken. Der Rauch soll möglichst tief eingezogen und möglichst lange in der Lunge behalten, der Rest stoßweise durch die Nase entlassen werden. Die Raucher sollen drei 'Pillen' (je etwa 1 g Opium) hintereinander rauchen, anschließend heißen Tee trinken, Wasserpfeife rauchen, die Augen halb schließen, sich zurücklehnen und "wachträumen"... (2)



Ich möchte aus eigener Erfahrung (in Thailand, siehe ausführlicher Bericht unten) ergänzen: man liegt auf dem Boden, möglichst bequem. Ein Partner oder der Rauchmeister halten die Pfeife, bereiten das knetartige Opiumknubbelchen, das auf die Pfeife aufgesetzt wird und zünden es an. Das Opiumkügelchen verbrennt ganz eigenartig, etwa so wie ein Stück Kunststoff verbrennt, zischend, brutzelnd, sich leicht verflüssigend, mit kleinen Bläschen. Der Rauch ist ebenfalls eigenartig, es fühlt sich nicht wie Rauch an (Tabakrauch), sondern eher wie dünne, warme Luft, irgendwie fast feinstofflich. Der Geschmack ist süßlich, nicht unangenehm.



Warum ein solches Zeremoniell? Nach meinem eigenen Erleben kann ich es nur so deuten, dass der Zustand des Opiumrausches sehr viel Unsicherheit mit sich bringt (bin ich wach oder träume ich?) und durch das Zeremoniell ein Rest von Sicherheit erhalten bleibt, an dem man sich ankern kann. Ordnung im Raum und Ablauf beim Einstieg in den Trip schafft Ruhe und Sorglosigkeit, damit man sich wirklich fallen lassen kann. Es hilft der Erinnerung während des Rauschs, sich zu vergegenwärtigen, dass man sich in einem paranormalen Zustand befindet und wie man hineingekommen ist. Die Grenze zur echten Psychose wird m.E. dort überschritten, wo ein Mensch "auf Trip" vergessen hat, dass er ein Rauschmittel genommen hat.

Dann beginnt die Wirkung, die anfangs so unmerklich ist, dass man sie erst nach einer Weile bemerkt. Sie ist schwer zu beschreiben und kann bestenfalls umrissen werden. Es gibt, wie schon angeführt, selten unmittelbar wahrnehmbare Sinnestäuschungen oder Halluzinationen und doch ist alles ganz anders. Es entsteht das Gefühl, sich in einem Traum zu befinden, in dem sich die eigene lebendiger werdende Phantasie mischt mit der äußeren Realität und schließlich kaum noch unterscheidbar ist.



In der Literatur wird der Rausch ähnlich beschrieben:

- Es ist ein Dämmerzustand zwischen Schlafen und Wachen. Traumbilder steigen auf, ohne dass das Bewusstsein völlig verlorengeht. Traum und Wirklichkeit gehen mehr und mehr ineinander über, bis sie zu einer Einheit verschmelzen. Man ist relativ klar im Kopf, also nicht benommen wie bei Alkohol und ist doch in einer Art Traumzustand. Es ist etwa so, als habe man einen sehr realistischen Traum und stellt beim Erwachen erstaunt fest, dass man geschlafen und alles nur geträumt hat. Im Unterschied zu Sinnestäuschungen, bei denen sich die Umwelt außen scheinbar verändert, sieht man die Dinge hier "lediglich" in traumhafter Bedeutung oder Stimmung. Opium wird daher in der Gruppe der psychotropen Stoffe nicht zu den Halluzinogenen gerechnet, sondern zu den Analgetika (schmerzstillend) oder Euphorica (Wohlbefinden steigernd).

- Das Raum- und Zeiterleben ist verändert. Räume wirken größer, erscheinen in anderen Größenverhältnissen, auch das Zeiterleben im Rausch ist verändert, meistens ausgedehnt.

- Vergessene Erlebnisse aus der Vergangenheit kommen in Erinnerung.

- Man ist angenehm ermattet, innerlich völlig ruhig, aber ohne ausgesprochene körperliche Schwere und Unbeweglichkeit, doch würde man sich ohnehin nicht groß bewegen wollen.

- Körperliche und seelische Beschwerden treten zurück.

- Nach einigen Stunden schläft man ein und hat sehr kräftige, bunte Träume, die zu Beginn des Opiumgebrauchs schön und angenehm, bei längerem Gebrauch zunehmend bedrückend, unangenehm und angstvoll sein sollen.



De Quincey: "Nacht für Nacht schien ich - nicht metaphorisch, sondern buchstäblich - in Schlünde und sonnenlose Abgründe zu versinken, in Tiefen unter Tiefen, aus denen emporzusteigen es keine Hoffnung gab. Auch wenn ich erwachte, hatte ich oft nicht das Gefühl, emporgestiegen zu sein. Doch will ich hierbei nicht verweilen, denn von der Düsternis, welche jenen prachtvollen Schauspielen (zu Beginn seiner Opiumerfahrungen) folgte und die sich am Ende zu einem Dunkel selbstmörderischer Verzweiflung verdichtete, vermögen Worte nicht Kunde zu geben." (17)



- Beim Aufwachen oft Katergefühl, Übelkeit, Unruhe, Schuldgefühle und andere unangenehme seelische Reaktionen.

- Bei erstmaligem Gebrauch kann auch Angst, Dysphorie und Unlust, Nausea, Erbrechen an die Stelle der angenehmen Erlebnisse treten. (Die Qualität des Erlebens ist bei Rauschmitteln allgemein sehr von der Stimmung vor dem Genuss abhängig).

- Speziell bei Morphium/Heroin: Auflösung der Persönlichkeit, Nirwanagefühl, völlige, aber angenehme Gleichgültigkeit und Gelassenheit. Übersteigertes Selbstwertgefühl(2).





Langzeitgebrauch



Körperliche und psychische Symptome können in verschiedenen Phasen des Opiumgebrauchs (Rauschzustand, Langzeitgebrauch, Entzugsphase) völlig verschieden sein, geradezu gegensätzlich und kennzeichnen hier einen zentralen Aspekt des Opiumthemas, wie ich weiter unten noch ausführen werde.



Im Gebrauch über längere Zeit kommt es mehr und mehr zur Abhängigkeit und schließlich zur richtigen Sucht, allerdings nicht so schnell und entschieden wie bei Heroin. Zunächst beobachtet man eine zunehmende psychische Gewöhnung, man benötigt höhere Dosen, die immer weniger die angenehmen Wirkungen bringen. Mit der körperlichen Gewöhnung gehen, wie bekannt, Entzugserscheinungen einher, wenn der Stoff nicht verfügbar ist. Doch sind diese schwächer als beim Reinmorphin oder beim Heroin.

Die Entwicklung der psychischen Abhängigkeit hängt am Anfang wohl primär mit dem Wohlbefinden, den wunderbaren Phantasiereisen und der Euphorie zusammen. Ängste und Konflikte, besonders im Zusammenhang mit Schmerz, Sexualität und Aggression treten zurück und werden bedeutungslos im Rausch. Mit der körperlichen Abhängigkeit verselbständigt sich dann jedoch das Geschehen. Mehr und mehr wird der Opium-Raucher Sklave des Stoffes, und es wird immer schwerer, auf den Stoff zu verzichten und sich von der Sucht zu befreien. Eine anfangs noch langsame und fast unmerkliche, später immer rasantere und tiefgreifende Veränderung der Persönlichkeit findet statt mit den bekannten verheerenden sozialen Folgen.



Typische körperliche Langzeitfolgen bei dauerndem Opiumgebrauch:

- Schlaflosigkeit oder außerordentlich leichter Schlaf

- Hyperästhesie der Fußsohlen

- Schwindelanfälle, Ohnmachten

- verengte Pupillen

- tonische und klonische Krämpfe und Muskelzittern

- Abmagerung, Marasmus

- intermittierendes oder pseudokontinuierliches Fieber

- asthmatische Beklemmung

- Anorexie

- chronische Obstipation

- verschiedenartige Ausschläge

- Albuminurie

- Impotenz

- Amenorrhoe, Neigung zu Abort



Typische seelische Langzeitwirkungen:

- Angst vor Persönlichkeitszerstörung,

- Angst vor Ungeheuern aus dem Unbewussten

- Angst vor der "Eiseskälte der inneren Regionen"

- Angst ohne fassbaren Inhalt (2)



Typische geistig-intellektuelle Langzeitwirkungen:

Die intellektuelle Leistungsfähigkeit kann sehr lange noch erhalten bleiben, oft kommt es erst nach längerer Zeit zu einem dann stetigen Verfall der Geisteskraft:

- Nachlassen der Konzentration

- Gedächtnisstörungen

- psychotische Zustände

- Verdummung



Entzugssymptomatik



Ein weiteres interessantes Phänomen beim Opiat-Missbrauch ist das Geschehen beim Entzug, diese leidvolle Erfahrung von Süchtigen, die sich von der Droge befreien wollen und die von den meisten als die reine Hölle beschrieben wird. Hier zeigt sich die Schattenseite des Opiumrausches am deutlichsten. Am extremsten ist der Entzug bei der Heroinsucht.



Typische Symptome in der Entzugsphase:

- Starke Unruhe

- Schwächegefühl

- Ohnmachten, die bis zum Koma reichen können und manchmal tödlich enden.

- Erschauern und Schwitzen gleichzeitig, später nur noch Kälteschauer und Schüttelfrost, so dass sich der Patient alle Decken überlegt, die er finden kann.

- Wässrige Flüssigkeit rinnt aus Augen und Nase, was ihm vorkommt, als "liefe heißes Wasser in den Mund empor".

- Abnormer Schlaf ("Gierschlaf") wechselt mit langandauernder, absoluter Schlaflosigkeit.

- Gähnen, so stark, dass sich die Kiefer verrenken.

- Die Pupillen sind stark erweitert.

- Die Haare sträuben sich, kalte Haut, extreme Gänsehaut am ganzen Körper (daher der Name "cold turkey").

- Die Därme arbeiten mit großer Gewalt, so dass der Leib außen wie geriffelt oder knotig aussieht, "als seien unter der Haut Schlangen in einen Kampf verwickelt" (2).

- Starke Leibschmerzen

- Dauerentleerung des Darmes, bis zu 60 wässrige Durchfälle am Tag.

- Magenwände ziehen sich ruckweise zusammen und verursachen explosives Erbrechen, oft mit Blut

- Zuckungen am ganzen Körper, Treten mit den Füßen, schmerzhafte Krämpfe (2,10).



Erschütternd ist zudem, dass schon mit einer einzigen Spritze des Suchtstoffes die gesamte Entzugssymptomatik sofort endet und der Patient wieder "völlig hergestellt" wirkt.



Charette zieht zwischen den verschiedenen Phasen des Opiummissbrauchs und der unmittelbaren Toxikologie des Stoffes einen Vergleich, der auf die Gegensätzlichkeit der Symptome hinweist, die man bei Opium allgemein feststellen kann: "Während der chronische Morphinismus hauptsächlich das Bild allmählicher Vergiftung zeigt, scheint der Entzug das Bild der akuten Vergiftung wiederzugeben."(10)



Opiumsymptome, auch im homöopathischen Arzneimittelbild, lassen sich grob den Polen "Erregung" und "Depression" zuordnen. Bei der akuten Vergiftung folgen beide Formen funktioneller Störung interessanterweise aufeinander: zunächst Erregungssymptome, dann Depressionssymptome. Bei sehr starker Dosis fehlt die Erregungsphase(10).



Physiologische Wirkung



Von Morphium weiß man inzwischen um die Ähnlichkeit mit den körpereigenen "Opiaten", den Endorphinen, die eine ähnliche, nämlich analgesierende und euphorisierende Wirkung haben. Wirkungsort ist wohl vornehmlich das Limbische System, das den Hirnstamm umgibt, speziell die Amygdalae-Kerne, die bei Furcht-und Fluchtreaktionen eine Rolle spielen. Langzeitlich wird durch das Morphin die Produktion von körpereigenen Endorphinen gehemmt, die dann fehlen, wenn kein Morphin mehr zugeführt wird. Dies ist eine der Ursachen für die Sucht und die Entzugserscheinungen.



Farrington führt die narkotisierende und schmerzstillende Wirkung auch darauf zurück, dass die Blutzirkulation im Gehirn gesteigert wird und die Rückkehr des Blutes zum Herzen behindert (11), daher stammt wohl auch die Rotfärbung und Schwellung des Gesichtes. Weitere physiologische Wirkungen sind eine Vertiefung der Atmung, die aber immer beschwerlicher wird, je mehr das Opium paralysierend auf die Muskeln wirkt. Der Puls ist voll, rund und langsam. Neben dem Schmerz selbst werden auch die durch Schmerz ausgelösten Affektreaktionen wie Angst, Furcht und Panik gehemmt (psychische Erscheinung: Gleichgültigkeit, Gelassenheit).



Spezielle physiologische Wirkungskomponenten der wichtigsten Opiumalkaloide:



1. Morphin

- wirkt von der Großhirnrinde aus über das verlängerte Mark und weiter absteigend zum Rückenmark lähmend. Nur sensorielle Funktionen, nicht motorische sind betroffen. -> Schmerzstillung.

- Das Atmungs- und das Hustenzentrum werden in ihrer Erregbarkeit herabgesetzt.

- Verzögerung der Magenentleerung, Herabsetzung der Drüsensekretion.

- Herabsetzung der Erregbarkeit der CO2-Rezeptoren - abwechselnd Hypo/Hyperventilation

- Temperatursenkung durch Hemmung des Wärmezentrums

- Tod bei Überdosis durch Atemstillstand



chronisch:

- Gewöhnungseffekt (Toleranzbildung) durch raschere Ausscheidung und Toleranzbildung der Gehirnzellen selbst

- Verminderung aller Sekretionen

- Verminderung der Darmfunktion (->> obstipierende Wirkung)

- Abmagerung

- Ernährungsstörung der Zähne

- Endokrine, nervöse, psychische Störungen



2. Kodein

- ähnlich wie Morphin, doch weniger stark. Weniger starke Lähmung des Atemzentrums, weniger psychische Beeinträchtigungen.

- stark hustenreizstillend



3. Papaverin

- keine narkotischen Effekte auf Großhirnrinde und Atemzentrum

- setzt den Tonus der glatten Muskulatur herab (direkt, nicht über Nerven) - Magen, Darm, Gallenblase, Gefäße werden in Zustand der Atonie gebracht.



G e s a m t w i r k u n g

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Hauptangriffspunkte von Opium das Zentralnervensystem, das vegetative System und die glatte Muskulatur sind.



Typisch für Opium ist eine, je nach Dosis und Häufigkeit des Gebrauchs, bipolare Wirkungsrichtung, die sich in dem alten Streitsatz "Opium sedat - Opium meterde excitat" ausdrückt, d.h. es kann sowohl erregende Wirkungen haben, als auch völlig entgegengesetzt lähmende.



Verwendung in der Allopathie

In der Schulmedizin wurde Opium in Ursubstanz und in Form der Extraktionen von Morphium, Kodein und Papaverin für folgende Indikationen angewandt:

- Linderung unerträglicher Schmerzen (Morphin, Nar-cein)

- Behandlung schwerer, krampfartiger Durchfälle und Darmspasmen

- Behandlung von Nierenkoliken und anderer Krampfzustände der Harn-und Gallenwege (besonders mit Papaverin)

- Hustenstillung, Bronchialasthma (Kodein)

- Sedierung (Husten, Erkältung)

- äußerlich bei Entzündungen

- Migräne

- Dysmenorrhoe



Schlegel meint dazu: "...durch die gewöhnliche Mohnsaftanwendung in schmerzstillenden Gaben schmeichelt man dem Kranken, aber man heilt ihn nicht." (3)



Farrington äußert sich ähnlich: "Kein Mittel ist mehr missbraucht worden von Allopathen und Homöopathen als das, welches wir heute studieren. Nun, meine Herren, frage ich, ist es ein rationelles Verfahren, Schmerz zu stillen mit einer Substanz, die paralysiert und auf diese Weise lindert, dass sie nicht die Krankheit beseitigt, sondern die Fähigkeit, zu empfinden, das Bewusstsein des Schmerzes?" (11)



Kent: "Opium ist stark missbraucht worden; man hat zwar manches dabei gelernt, aber für unsere Prüfungen hat dieser Missbrauch nicht allzuviel eingebracht, denn es wurde keine individuelle Symptomatik dadurch gewonnen." (12) So zeigt sich hier, in der Verwendung von Opium, der grundlegende Unterschied zwischen allopathischer und homöopathischer Herangehensweise in der Behandlung.





Opium in der Homöopathie



Wie schon anfangs bemerkt, wird Opium in der Homöopathie zumeist als ein kleines Mittel angesehen, das nur bei wenigen Zuständen und wenigen Menschen angezeigt ist. Laut Dorcsi ist Opium weniger ein Konstitutionsmittel, als mehr ein Mittel, das zu Menschen passt, die in ihrem Nervensystem durch Reizmittel (Tabak, Alkohol), durch starke Arzneimittel, Sonnenwirkung oder durch großen Schreck und Ärger erschüttert sind und dann Opiumsymptome aufweisen. Es stärkt in diesem Falle die Nervenfunktionen oder löst die Folgen des Schreckens. (16)



"Hahnemann hat Opium empfohlen, wenn die Reizempfänglichkeit abgestumpft oder gelähmt ist und der erwartete Erfolg gegenüber sorgfältig ausgewählten Arzneien ausbleibt." (15)



Dasselbe gilt bei übererregtem vegetativen Nervensystem. Oft ist es angezeigt, wenn ein gewähltes anderes Arzneimittel zunächst gut wirkt, aber dann die Funktionsstörung wiederkehrt. Dorcsi:

"In ihrer Schwäche und Labilität vermögen die vegetativen Nerven die gewonnene Ausrichtung nicht festzuhalten." (16) Opium befestigt diesen schwankenden Zustand der Funktionen. Man könnte Opium in Hahnemanns Sinne auch als das "Sulfur des geistig-seelischen Bereichs" betrachten, nämlich dann, wenn auf dieser Ebene eine unklare Symptomatik vorherrscht oder eine allgemeine Reaktionsträgheit. Opium soll dann in der Lage sein, Symptome freizusetzen. (1, 12)



Das klassische Arzneibild



Ich werde jetzt auf das herkömmliche Arzneibild von Opium eingehen. Gleich hier möchte ich darauf hinweisen, dass in diesem Bild in erster Linie schwere, oft lebensbedrohliche Symptome enthalten sind, die der Akutvergiftung mit Opium entsprechen. Wie bereits erwähnt, stammt ein Großteil der 660 Symptome von Opium aus der Toxikologie, während nur ein kleiner Teil aus der Prüfung durch Hahnemann selbst gewonnen ist (119 Symptome). So haben, wie es scheint, auch Prüfer bisher einen Bogen um das Mittel gemacht. Dementsprechend wurde Opium bisher auch fast nur bei schweren, lebensbedrohlichen Zuständen wie Apoplex und paralytischem Ileus oder nach großem Schreck (Unfall, Terror) eingesetzt und konnte sich dort auch bewähren. Mildere, harmlosere oder alltäglichere Symptome sind kaum bekannt und müssen in Zukunft wohl erst noch erprüft werden. Davon können wir uns ein weitaus differenzierteres Opiumbild versprechen mit breiteren Behandlungsmöglichkeiten.

Charakteristisch im klassischen Arzneibild von Opium sind Schmerzlosigkeit, Antriebsarmut und Stumpfheit. Kent: "Unfähigkeit, sich ihrer Umgebung bewusst zu werden oder die Dinge des täglichen Lebens zu beurteilen. Sinnestäuschungen im Bereich des Sehens, Schmeckens und Tastens. Täuschungen hinsichtlich der eigenen Existenz und seiner Vorstellungen über sich selbst." (12)

Besonders eigentümlich bei Opium ist, wie schon erwähnt, das Auftreten gegensätzlicher Zustände: "...z.B. geraten diejenigen, die anfangs Stupor und Schmerzlosigkeit zeigten, später in einen Zustand großer Empfindlichkeit, Unruhe, Furchtsamkeit und Reizbarkeit, während die anderen, die anfangs überempfindlich waren, in der Folge abgestumpft erscheinen. Was auf der einen Seite Aktion ist, kann auf der anderen Seite Reaktion bedeuten." (Kent, 12)



Das erste typische Merkmal in diesem Bild ist also Schmerzlosigkeit und allgemeine Unempfindlichkeit des Nervensystems. Geschwüre, die absolut schmerzlos sind, Entzündungszustände mit Unempfindlichkeit. Der Patient klagt nicht und behauptet, er habe keine Beschwerden.



Das zweite wichtige Charakteristikum ist die Trägheit, körperlich in Form von Paralysen, partiellen Lähmungen oder allgemein einfach Inaktivität, Schläfrigkeit, Stupor.



Schwäche und Antriebsarmut betreffen sowohl die Skelettmuskulatur als auch die inneren Organe: Darmparalyse oder fehlender Stuhldrang mit der Unfähigkeit, sich bei der Stuhlentleerung anstrengen zu können. Auch beim Wasserlassen fehlt die Bauchpresse und beim Trinken, das die Schluckmuskulatur erfordert, kommt die Flüssigkeit zur Nase wieder heraus oder gerät in die falsche Kehle (12).

Der Patient ist völlig passiv, liegt nur da und behauptet, er sei nicht krank, obwohl er 40 Grad Fieber hat. Das typische Aussehen eines Opiumkranken: er ist bedeckt mit heißem, brennenden Schweiß, hat ein stumpfes, geschwollenes und vor allem tiefrotes Gesicht, glasige Augen mit engen Pupillen. Geistig kann er manchmal noch voll da sein, seltener aber ist er auch verwirrt, deliriert, geschwätzig. Meist befinden sich die Kranken in einem völlig stuporösen Zustand, in dem sie weder reden noch handeln. Das Bild stimmt oft mit dem unmittelbaren Zustand nach einem Schlaganfall überein oder mit dem Erscheinungsbild eines abgestumpften Trinkers im Delirium (12).



Wichtig ist auch ein weiteres Charakteristikum des Opium-Bildes: große Furcht. Opiumpatienten im geschilderten stuporösen Zustand fahren oft mit einem Ausdruck entsetzlicher Furcht aus ihrer Benommenheit hoch. Es können rauschartige Visionen auftreten: "...schreckliche Bilder, schwarze Gestalten, Visionen des Teufels, Feuer, Geister, Mord, Verschleppung" (12).

Langzeitliche Opiumraucher werden als sehr schreckhaft und ängstlich beschrieben. Auf den kleinsten Schrecken haben sie eine heftige körperliche Reaktion (Durchfall, Krämpfe). Bezeichnend ist dabei, dass die Ursache des Schreckens lange Zeit nicht überwunden werden kann und manchmal als Schreckensvision dem Geplagten immer wieder vor Augen tritt. Dem Leser wird einleuchten, dass für solche schweren Zustände kaum ein Homöopath das Mittel oft benötigen wird - ein Grund für seine allgemeine Unbekanntheit. Ich bin gespannt, welche Erweiterung des Arzneibildes künftige Prüfungen erbringen werden. Einige aufschlussreiche Symptome hat Reinhold Tögel in seiner eigenen Prüfung gefunden (siehe unten).



Man sollte auch beachten, dass die eben gezeigten Zustände sich auf große Dosen Opium beziehen. Bei kleinen Dosen oder zu Beginn der Vergiftung hat das Mittel meist eine geradezu entgegengesetzte Wirkung, nämlich Erheiterung, das Gefühl, unabhängig von Raum und Zeit schwerelos in der Luft zu schweben, dabei gesteigerten Mut und stärkere Einbildungskraft, der man freien Lauf lässt. (Dies entspricht grob den Rauschzuständen zu Beginn des Opiumgenusses). Zusammenfassend:



Unterschiedlichkeit der Wirkung je nach Dosis

- Gegensätzlichkeit der Wirkung in jeweils verschiedenen Regionen des Organismus. Wirkt es an einer Stelle erregend, so gleichzeitig an anderer Stelle dämpfend: "Während es die Reizbarkeit und Aktivität der willkürlichen Muskeln steigert, mindert es jene der unwillkürlichen Muskeln, die es wiederum in seiner letzten toxischen Phase anregt, in der die willkürlichen Muskeln erschlafft sind. Während es die Einbildungskraft und den Mut steigert, lähmt es den Verstand, der später übersteigert wird bei gleichzeitiger Verzagtheit und Armut oder Abwesenheit der Einbildungskraft". (18)



Ein Opium-Traum



nach Einnahme einer C 200:



Ich bin mit einem Freund in China in einem alten, sehr verwinkelten Haus bei einer chinesischen Familie zu Gast. Das Familienoberhaupt ist ein alter, kleiner, runzliger Chinese mit Bärtchen. Er ist ein Meister, ein Weiser, der Magie beherrscht. Wir sind in seinem kleinen, mit allen möglichen Gegenständen sehr vollgestopften Zimmer, und er will uns etwas über Geister lehren. Das Zimmer ist sehr eng, überall stehen Kultgegenstände herum, Masken, Figuren, Gefäße und anderes. Mein Freund und ich sitzen (wie zwei Kinder, denen man etwas vorliest) im Bett und schauen dem Meister zu.



Die Lehrstunde beginnt damit, dass der Meister einen Dämon austreiben muss. Dieser Dämon heißt LONDON [warum, wurde mir erst später bewusst, als ich mich mit der Geschichte Chinas befasste: für die Chinesen waren die Engländer wohl Dämonen]. Der Magier ruft den Dämon. Dazu setzt er sich auf eine palmenartige Pflanze, mit der er ein Motorrad imitiert. Tatsächlich entstehen laute Motorradgeräusche, daraufhin erscheint der Geist. Nun geht es darum, ihn dazu zu bringen, dass er sich selber ins Verderben stürzt. Der Meister provoziert ihn, indem er die Fähigkeiten des Dämons in Frage stellt. Eine davon ist nämlich, schnell zu fliegen und einem Gegenstand durch die Luft zu folgen. Der Meister wirft zwei Holzpantoffel aus dem Fenster in die Luft, der Dämon stürzt sich hinterher und zieht sie in der Luft über. Dann wirft der Meister einen Gegenstand hinaus, eine Art Flugmaschine, die wie eine Rakete abzischt. Der Dämon zischt hinterher. Es pfeift und saust fürchterlich, ohrenbetäubend. Das Flugobjekt wird immer schneller, rast hoch und wieder runter, immer schneller. Ich trete auf den wunderschönen Holzbalkon hinaus und erblicke zunächst vor mir eine wunderbare Landschaft, die herrlichste, die ich je gesehen habe. Das Haus liegt an einem steilen Hang, tief unter uns eine kleine Stadt, ringsumher Hügel und Berge mit der typisch chinesisch kunstvollen Landschaftsgestaltung, mit viel Grün und kleinen Häusern oder prächtigen Gebäuden. Unten im Dorf treten die Leute aus Läden und Häusern auf den Platz und schauen nach oben. Das Gespann in der Luft wird immer schneller, immer spiraliger. Schließlich benutzt der Meister einen schelmischen Trick: er schickt sein Flugobjekt in den Abgrund und der Dämon, der nicht mehr bremsen kann, saust hinterher und zerschellt. Es ist nun wieder völlig still, der Dämon ist besiegt.



Für die nächste Lektion ist es notwendig, dass man sich mit einem Geist verbindet, der aus der Pfeife kommt. Mir wird etwas unheimlich, als er das sagt. Ich habe Schiss und denke, jetzt bloß nicht auf einen Trip kommen, wo ich doch ohnehin schon so erschüttert bin. Der Meister meint aber, das YIN wäre zu schwach, deshalb führe er das wässrige Element zu (durch das Rauchen). Mein Freund sagt, der Meister habe den besten und geheimnisvollsten Rauchstoff der Umgebung, er bereite ihn selber. Der Meister wählt für das Ritual aus einem Sortiment von 30 Pfeifen, eine schöner als die andere, eine ganz bestimmte aus. [An das Rauchen selbst kann ich mich nicht mehr erinnern]. Nach dem Rauchen werde ich benommen, torkelig, ungeschickt in meinen Bewegungen. Der Meister gibt mir den Pfeifenkopf, ich soll ihn auf einen Tisch legen. Doch rutscht er von dort runter und fällt auf den Boden. Das ist mir sehr peinlich, zumal es sehr wichtig ist, den Pfeifenkopf nicht zu verlieren. Wir müssen ihn also wiederfinden. Doch es liegt zuviel Zeug herum, man kann nicht richtig suchen. Nun fangen der Meister und wir damit an, das ganze Zeug wegzuräumen. Das ist das einzig richtige und es vollzieht sich wie eine alchimistische Prozedur: erst alles auseinandernehmen, dann in neuer Ordnung zusammenfügen. Es steht bei diesem Aufräumritual das Vorderteil von einem Autokotflügel im Weg. Der Meister hat es in seinem Zimmer stehen, weil es einen gewissen Wert hat, man kann es vielleicht mal brauchen. Damit es nicht unnütz herumsteht, hat er auf der einen Seite ein Bild daraufgemalt. Ich frage ihn, ob er keinen Abstellraum habe. Nein, er müsse alles bei sich behalten [Obstipation!]. Vorübergehend tragen der Meister und ich nun das Teil in den Raum nebenan. Als wir drüben sind, gibt er mir mit der Hand bedeutungsvolle Zeichen, doch verstehe ich nicht, was er meint. Daraufhin überzieht ein sehr gütiges, wohlwollendes Lächeln sein Gesicht.

Ende



Trekking im Goldenen Dreieck



1985 reiste ich drei Monate lang durch Südostasien und besuchte dabei auch das Goldene Dreieck, die Gegend, von wo heute ein Großteil der Opium- und Heroinproduktion kommt. Mit ein paar anderen Travellern und einem ortskundigen Führer machte ich eine viertägige Wanderung durch die Berge des Goldenen Dreiecks. Auf dieser Wanderung probierten wir auch Opium. Von dieser Wanderung, die ein echter "Trip" war, und meinen Erlebnissen mit dem Urstoff Opium möchte ich nun berichten. Zur Illustration des Bezugs zum homöopathischen Bild des Mittels habe ich passende Kent-Rubriken an den entsprechenden Stellen hinzugefügt (Sternchen).





1. Vorbereitung in Chieng-Mai, der Hauptstadt des Goldenen Dreiecks. Suche nach einer Gruppe, nach einem Führer. Gerüchte und Berichte über Trecks, über Gefahren (Guerillas, Flüchtlinge, Soldaten, Mentalität der Bergvölker, Schmuggler, Raubüberfälle).

2. Am Vorabend des Trecks warf ich ein I-Ging zur inneren Einstimmung:



Die ERSCHÜTTERUNG (Das ERSCHRECKEN)



Das Erschüttern bringt Gelingen.

Das Erschüttern kommt, Hu, Hu!

Lachende Worte: Ha, Ha!

Das Erschüttern erschreckt hundert Meilen.

Er lässt nicht Opferlöffel und Kelch fallen.



Das Erschüttern geht hin und her: Gefahr

Aber man verliert durchaus nichts,

nur gibt es Geschäfte.



Die SAMMLUNG



Gelingen. Der König naht seinem Tempel.

Fördernd ist es, den großen Mann zu sehen.

Das bringt Gelingen. Fördernd ist Beharrlichkeit.

Große Opfer zu bringen schafft Heil.

Fördernd ist es, etwas zu unternehmen.



Ich bin beunruhigt über das bedrohlich klingende Urteil, habe Angst vor einem Unfall oder Überfall und denke, hoffentlich geht die Tour gut.



3. Aufbruch. Fahrt mit dem Auto zwei Stunden nach Norden ins Grenzgebiet. Umsteigen auf einen Lastwagen, der zu einem Lahu-Dorf am Rande des Dschungels fährt. Schon dort erstes Befremden, misstrauische Kinder, erschreckende Armut, völlige Verwahrlosung, viel Schmutz. Komme mir überflüssig und wie ein Eindringling vor. Aufbruch in den Dschungel. Von hier ab bis zum Ende der Wanderung meistens nur verschlungene Pfade, fußbreit. Bergauf, bergab, in der Hitze sehr anstrengend. Gleich zu Beginn Krachen und Tosen in hörbarer Nähe, ein großer Waldbrand. Erschreckendes Geräusch.



4. Nachdem wir den ganzen Tag gewandert sind und keine Menschenseele getroffen haben, kommen wir am Spätnachmittag urplötzlich mitten im Wald in ein großes Dorf, schon aus der Ferne durch Kinderstimmen und Geschrei hörbar. Abends nach dem Essen Gras geraucht, dabei die erste große Erschütterung, eine Art nachträglicher Kulturschock. Mir wird plötzlich bewusst, dass ich einen Zeitsprung von mehreren hundert Jahren gemacht habe und es keine Verbindung zur Außenwelt gibt. Raus ins Freie, weil ich es bei den Leuten aus der Gruppe, die sich amerikanischem Smalltalk übers "Travelling" hingeben und überhaupt nichts von der Umgebung mitzukriegen scheinen bzw. aus Unsicherheit ignorieren, nicht mehr aushalte. Es ist stockfinster, erst als sich meine Augen daran gewöhnen, sehe ich, wie das Dorf friedlich im fahlen Mondlicht liegt, es gibt sogar deutliche Schatten, ein unheimliches und doch schönes Licht. Darüber ein Sternenhimmel wie ich ihn noch nie gesehen habe. Ich bin so berührt durch die Urnatur und Intensität dieses Urwalds, die Kraft, die von ihm und von den Menschen ausgeht, die hier in allergrößter Einfachheit, mit offenem Feuer, Holzhütten und Wasser aus dem Bach leben, dass ich plötzlich weinen muss. Nach einer Weile kommen ein paar Kinder herbei und nehmen mich an der Hand und führen mich in eine andere Hütte, wo ein paar jüngere Leute sind. Es ist nur wenig Kommunikation mit den einfachsten Mitteln möglich, aber es funktioniert. Es berührt mich zutiefst, dass wir uns auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner, der Menschen verbindet und zu Brüdern macht, ohne Sprache, verständigen können.

- Erschütterung

- Ekstase

- Frohsinn, guten Mutes

- Heiterkeit



5. Am Abend des zweiten Tages: Eine Kuo-Min-Tang-Stadt, ein ehemaliges Flüchtlingslager. Eine Art chinesischer Kleinstadt mitten in der Wildnis. Hier rauchen wir nachts in der Hütte einer alten Frau, die Tony, der Guide, als Zauberin bezeichnet, einen pulverisierten weißen Stoff, eine Art hochkonzentriertes "weißes Opium", vielleicht ist es Heroin. Danach wird mir heiß, die Beine schwinden weg, eine Art Klarheit im Kopf und doch Benommenheit, wie nach Poppers, viel zu stark, um angenehm zu sein, leichter Brechreiz und viel Speichelfluss. Schwanken zurück ins Haus, dort ist es dann sehr angenehm zu liegen und zu träumen.

- Verwirrung, benommener Kopf



6. Vorletzter Tag, der anstrengendste. Wir brechen erst spät auf und marschieren in der glühenden Mittagssonne. Gegen Abend in einem Dorf der "Yao", ein laotischer Stamm. Das Dorf liegt in großer Höhe, abends wird es recht kühl. Die Yao gelten als hauptsächliche Heroinproduzenten, und aus den Äußerungen des Führers, der oft sehr mehrdeutig spricht, hört man auch heraus, dass sie von allen Völkern hier für die gefährlichsten gehalten werden. Besichtigen ein abgeerntetes Opiumfeld. Am Abend ist dann die ganze Gruppe bereit, Opium zu rauchen, das wir hier kaufen. Es waren in dieser Gruppe keine Dauerkiffer, aber merkwürdigerweise lauter Leute, die wissen wollten, wie Opium wirkt. Ein uralter Mann reicht uns die Pfeifen, eine nach der andern.
Ich verkrieche mich, als ich genug habe, auf den Khang (Schlafboden), lege mich hin und schaue nur noch zu. Besoffen klingende Gespräche der Treckteilnehmer, die noch nicht liegen. Einer fällt einfach irgendwann vom Stuhl. Das Befinden: ruhig ermattet, klar im Kopf, aber völlig relaxt, keine Angst, sondern Freude, hier zu sein. Viele schöne Phantasien gehen durch den Kopf, voller Heiterkeit. Doch ich kann oft nicht mehr genau sagen, ob ich wach bin oder träume. Schlafe irgendwann ein, ohne Übergang.

- wie im Traum

- Teilnahmslosigkeit

- Teilnahmslosigkeit, vergnügte

- verlangt nichts



7. Abruptes und unangenehmes Erwachen. Es ist so, als habe ich gar nicht wirklich Stunden geschlafen, sondern sei soeben erst eingeschlafen. Ich weiß tatsächlich nicht, ob ich geschlafen habe und wie lange. Überhaupt kein ausgeruhtes Gefühl, würde am liebsten noch weiter liegenbleiben.

- Benommenheit, wacht schwer auf

- Faulheit morgens beim Aufstehen



Nach dem Frühstück fordert uns der Guide mit drohender Stimme auf, unser restliches Cannabis und Opium zu verbrauchen, kein Opium oder sonst etwas mit zuführen und auf unser Gepäck zu achten, damit nichts hineingeschmuggelt würde, weil wir nun aus der Höhe hinabsteigen würden zu einem Fluss, der zum Grenzgebiet gehört. Mir kommt schlagartig und schreckhaft wieder ins Gedächtnis, in welcher latenten Gefahr wir uns eigentlich befinden. Das hatte ich in der einlullenden und friedlichen Atmosphäre des Dschungeldorfes vergessen. Wir sind so dumm, das restliche Dope nicht wegzuwerfen, sondern es zu rauchen. Da ich den letzten Spliff baue, bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn fast alleine zu rauchen, da die anderen schon bald nicht mehr können oder wollen. Danach bin ich so "breit" wie wohl noch nie. Ich komme mehr und mehr auf Trip, d.h. Realität und Phantasie sind nicht mehr zu trennen. Gedanken und Vorstellungen an den Abstieg von dem Berge machen mir Angst, weil es mir so vorkommt, als würden wir uns nun in die Unterwelt begeben. Dann ruft der Führer ganz plötzlich zum Aufbruch, es wird auf einmal unheimlich hektisch. Ich bemerke, dass ich meinen Rucksack schlampig gepackt habe und auch nicht darauf geachtet hatte, während wir rauchten. Nun bekomme ich Paranoia, dass mir jemand Heroin reingetan haben könnte (passiver Schmuggel), traue mich aber auch nicht mehr, ihn wieder auszupacken (ich wäre auch gar nicht mehr dazu in der Lage). Damit beginnt, noch in dem Dorf, ein fürchterlicher Horrortrip. Ich gerate in eine Art innere Panik, mir sacken vor Angst fast die Knie weg, und ich zittere und bin totenblass, so dass es sogar den anderen auffällt, sie können mir aber auch nicht helfen, weil sie selber reichlich bekifft sind. Ich wende mich fast wortlos an den Führer, der meinen Zustand bemerkt, mit ein paar Worten kann er mich soweit beruhigen, dass ich in der Lage bin zu laufen. Er meint, ich solle mich zusammenreißen, es wäre auch nicht gut, hier Angst und Unsicherheit zu zeigen. Das vermehrt aber eher noch meine Angst und die paranoide Erwartung, dass wir auf dem folgenden Weg von Leuten aus dem Dorf belauert und überfallen würden.

- Wahnideen, schreckliche

- versucht zu entfliehen

- erregbar

- leicht erschreckt

- Jammern, lamentieren

- argwöhnisch

- Beschwerden nach Tadel



8. Trete raus aus dem Haus, die Hitze brennt von oben herab, ich habe das Gefühl zu zerschmelzen, trockener brennender Mund. Die Leute stehen herum und glotzen, und ich weiß nicht, wie sie mich wahrnehmen. Hugo gibt mir Wasser, fragt mich, was ich hätte, ich habe aber kaum noch eine Stimme und kann nur noch stammeln.

- Verschlechterung durch Hitze

- Sprache langsam

- Murmeln

- qualvolle Angst



9. Marschieren los, der Weg geht fast ausschließlich an einem Hang entlang in die Tiefe, es sind richtige Treppen in den Berg geschlagen, unheimlicher Weg. Ich habe das Gefühl, wir marschierten geradewegs in die Hölle. Mir kreist alles im Kopf, mein Körper ist ziemlich außer Kontrolle, ich laufe stolpernd und unsicher und spüre meine Beine kaum. In der Gruppe herrscht völliges Schweigen, die Atmosphäre ist sehr angespannt, auch der Wald ist totenstill, man hört nur hin und wieder ein Knacksen oder warnende Vogelstimmen, Geräusche, die mich jedesmal fürchterlich erschrecken lassen. Zu der Angst vor Menschen, die uns etwas antun könnten, kommt auch eine Angst vor wilden Tieren.

- empfindlich gegen Geräusche

- zusammenfahren durch Geräusch

- erschreckt leicht



Meine Angst wächst noch weiter, ich komme immer mehr auf den Trip (i.S.v. Erwartungshaltung), dass mein letztes Stündlein geschlagen habe. Gleichzeitig bin ich wütend auf mich selber, dass ich so ein Zeugs denke. Das hält sich etwa zwei Stunden lang, während wir weiter abwärts gehen. Der Wald erscheint feindselig, wie verhext, Bambusrohre, die kreuz und quer stehen, sehen aus wie Speere, manchmal glaubt man, verfallene menschliche Behausungen oder Hinterhalte zu sehen, das Licht ist unangenehm fahl, die ganze Gegend kommt mir vor wie tot, wie der Hades. Eine lange Zeit weiß ich nicht mehr, ob ich mich in der Realität befinde, oder ob ich träume, ich kann es überhaupt nicht entscheiden. Es kommt mir vor wie in dem Film "Das Spiel ist aus" von Sartre, wo die Leute auch nicht merken, dass sie schon tot sind. Trotz aller Angst hat der Weg auch etwas Faszinierendes, es ist wie ein Phantasyland, völlig verzaubert.

- wie im Traum

- Schlafwandeln

- Delirium

- Delirium, ängstlich, gewalttätig, rasend, schrecklich, wahnsinnig, wild

- hochfliegende, schreckliche Phantasien, Geister

- beschuldigt sich selbst für seine Narrheit

- verrückt (Geisteskrankheit), Geisteskrankheit abwechselnd mit Benommenheit

- Gedanken,überstürzend, schnell

- in Gedanken versunken



10. Mir wird bewusst, dass die Angst, die ich habe, tatsächliche Todesangst ist, also die reale Angst zu sterben. Ich merke dann aber auch, dass hinter dieser Angst nichts mehr kommt, dass es keine größere Angst gibt. Ich bekomme den Gedanken: wenn es passiert, dann ist eben alles vorbei, dann kann man auch nichts machen, ich bin jetzt völlig hilflos. Ich fange dann an, diese Hilflosigkeit zu akzeptieren und mich sozusagen in das vorweggenommene Schicksal zu fügen. Die Angst lässt nach.

- Furcht vor dem Tod

- Wahnidee, dass er ermordet würde

- Wahnidee, Teufel sind anwesend

- hartnäckige Gedanken an Mord

- Wahnideen, schreckliche Bilder, hässliche Gesichter

- Wahnideen, Phantasiegebilde, schreckliche Tiere



11. Nach dieser inneren Wendung marschieren wir noch etwa eine weitere Stunde. In dieser Zeit werde ich ruhiger, obwohl ich noch voll auf dem Trip bin, d.h. der Rausch hat noch nicht merklich nachgelassen, aber ich gewinne meine Kräfte und meinen Körper zurück, weil ich vom Grund der völligen Hilflosigkeit aus langsam entdecke, dass ich gar nicht so hilflos bin. Ich überlege, was ich im Falle eines Überfalls wirklich tun würde, ich würde zeigen, dass ich mich ergebe, also Hände hoch oder irgendwas und mein Zeug rausrücken und hoffen, dass sie mir dann kein Leid antun. Diese innere Übung für den Ernstfall macht mich weiter sicherer.



12. Meine Angst lässt völlig nach und meine Stimmung wechselt langsam in das Gegenteil. Ich schaue in die Landschaft, den Wald, die vorbeiziehenden Berge, die Landschaft wird plötzlich, als ob so bestellt, auch abwechslungsreicher und lebendiger (oder scheint es nur so ?). Wir kommen zwischendurch aus dem Wald raus in Lichtungen, freie Bergkuppen mit weitem Blick.

- Wechsel in das Gegenteil



13. Endlich eine Pause im Schatten. Frisches Wasser. Eine weitere entscheidende Tat ist, dass ich meinen schlecht gepackten Rucksack auspacke, sehe, dass natürlich kein Heroin drin ist und alles wieder fest und gut zusammenpacke. Dieses Schaffen einer neuen Ordnung macht mir Freude und Sicherheit, und ich bin danach sehr zufrieden. Auch meine Stimme ist wieder da.



14. Auf dem weiteren Weg bis zum Fluss bleibe ich mit dem Träger zusammen, mit dem mich eine Art stillschweigende Sympathie verbindet. Er passt sozusagen ein wenig auf mich auf. Eine Zeitlang habe ich das Gefühl, als wären nur er und ich hier, die Gruppe ist etwa 10 Minuten voraus. Der Rausch hat zwar etwas nachgelassen, aber es ist immer noch ein Trip und bleibt einer, bis wir zurück in Chieng-Mai sind, nur ist es nun ein Märchentrip. Meine Stimmung wächst von Wohlbefinden bis zu einer beinahe Glückseligkeit. Der Wald ist hat sich in mir in einen paradiesischen Märchenwald verwandelt, voller Schönheit und Lebendigkeit. Ich bin nahe dran, aus der Gruppe auszubrechen, um wieder zurückzugehen, bin aber realistisch genug, um zu sehen, dass das wirklich verderblich wäre. Mir wird klar, dass diese Landschaft und die Menschen, die hier leben, für mich das sind, was ich unter Paradies verstehe, ich kann mir kein schöneres vorstellen.

- guten Mutes, glücklich

- ausgelassen, vergnügt, lebhaft; - Heiterkeit

- mutig

- hochfliegende Einbildungen

- Visionen, schöne Visionen, phantastische Visionen

- angenehme Wahnideen

- Wahnidee, glaubt zu Hause zu sein





Leitsymptome



Die folgenden Leitsymptome sind aus Charette, Voegeli und Dorcsi entnommen.

1. Schmerzen fehlen völlig (10).

2. Haut: sehr warm und schweißbedeckt, außer an den unteren Gliedmaßen (10).

3. Stupor mit dunkelrotem Gesicht und schnarchender Atmung (10). Gesicht aufgedunsen (19). Lippen und Zunge livide (16).

4. Außerordentlich verengte Pupillen, halb geöffnete Augen (10, 12).

5. Umgekehrte Peristaltik, Koterbrechen in Massen (10). Hartnäckige Verstopfung, ohne jeden Stuhlgang (dies ist gleichzeitig eine Hauptindikation, 19).

6. Große Schläfrigkeit, kann aber nicht einschlafen. Zustand beständiger Somnolenz (10).

7. Gesteigerte Geräuschempfindlichkeit, besonders für Geräusche, die gewöhnlich nicht wahrgenommen werden (10).

8. Lebenskraft fehlt. (10)

9. Abgestumpfte Moral, die "größten Lügner der Welt" (12).

10. Schreckvorstellungen, Zuckungen (10).

11. Folgen von Schreck, Terror (19). Die Erinnerung an einen überstandenen Schrecken klingt nicht ab (10).

12. Puls verlangsamt (10), aber voll (19).



Modalitäten

< Wärme (als Folge der Kapillarlähmung (16))

< während und nach Schlaf [Apis, Lach.]

< während des Schwitzens

< durch Stimulantien



> kalte Speisen und Getränke, frische Luft, sich abdecken

> Spazierengehen, Marschieren





Übersicht über die Materia Medica



GEIST UND GEMÜT

Empfindungslosigkeit vs. Überempfindlichkeit

- nervöse Überreizung, Reizbarkeit

- Überempfindlichkeit der Sinnesorgane

- Unfähigkeit, Schmerzen zu ertragen

- Taubheitsgefühl und Sensibilitätsverlust bei Beschwerden, die eigentlich schmerzhaft sind. Unempfindlichkeit selbst bei hochgradigen Entzündungen (12).

- Schmerzlosigkeit

- völlig unzugänglich gegenüber äußeren Eindrücken (15).

- Unfähigkeit, sich seiner Umgebung bewusst zu werden oder die Dinge des täglichen Lebens zu beurteilen (12).

- verlangt nichts, Patient ist friedlich und möchte in Ruhe gelassen werden. "Er sagt Ihnen, er sei nicht krank, auch bei 40 Fieber. Er ist von einem heißen Schweiß bedeckt, sein Puls ist schnell und er deliriert. Fragt man ihn, wie er sich fühle, so wird er antworten, dass es ihm prächtig gehe, dass er an nichts leide, nichts brauche." (20) Antriebsarmut vs. Erregung

- Stupor

- Antriebsarmut (12)

- Asthenie (schnelle Ermüdbarkeit, Kraftlosigkeit, Schwäche) (18)

- Passivität, Inaktivität, Trägheit und Schlaffheit allgemein. Völlige Reaktionslosigkeit.

- Bewusstlosigkeit, kann kaum wachgerüttelt werden (15)

- Lähmung

- Unruhe

- Kraftgefühl gesteigert, "rasend wie ein wildes Tier" (15)

- verminderte Selbstbeherrschung

- Gewalttätigkeit (15)

- Streitsucht (15)

- "Opium-Raucher sind wie Whiskytrinker notorische Lügner." (12)

- Angst, Schrecken, Wahnideen vs. glückliche Phantasie

- Furchtsamkeit, Angstzustände

- Schreckhaftigkeit

- angstvolle und verzweifelte Stimmung, niedergedrückt bis zu Selbstmordgedanken. (15)

- ungewöhnliches Wohlgefühl, körperliches Wohlbehagen, große Glückseligkeit. (12) [Coff.] (15)

- Lebhafte Phantasie

- träumerische Benommenheit

- beglückte Wachträume und Halluzinationen angenehmster Art (15)

- beschleunigter Gedankenablauf (15)

- denkt, er sei nicht zu Hause (14)

- Folge von Schreck und Terror, überhaupt Erschrecken und schreckliche Visionen. Die Vision, die ihn erschreckt, erscheint immer wieder vor seinen Augen. Schreckensbilder (Teufel, Feuer, Geister, Mord, schreckliche Gestalten) (12)

- Täuschungen hinsichtlich der eigenen Existenz und seiner Vorstellungen über sich selbst (12)

- Sinnestäuschungen (Sehen, Schmecken, Tasten) (12)

- Delirien (12)

- Geschwätzigkeit (12)

- höhere intellektuelle Kräfte fehlen

- Gedanken abgestumpft, kann nichts aufnehmen, Konzentrationsverlust (15)

- Gedächtnisverlust (15)



SCHLAF

- Betäubter Schlaf, es fehlt jegliche Wahrnehmung äußerer Ereignisse.

- Komatöser Schlaf, mit Schnarchen, Unterkiefer hängt schlaff herab (13).

- Schlaflosigkeit mit Schläfrigkeit, ferne Geräusche halten ihn wach.

- Großes Schlafbedürfnis, mit Unfähigkeit, einzuschlafen (13).

- Auffahren mit dem Ausdruck entsetzlicher Furcht und Ängstlichkeit (12).

- neben den schrecklichen Träumen gibt es auch angenehme, phantastische, erotische Träume.



KOPF

Wirkung: Hirnhyperämie, übersteigerter Blutandrang zum Kopf. Bild der Apoplexie mit komatösem Zustand und stertoröser Atmung.

- dunkelrote bis blauviolette, sogar mahagonibraune Gesichtsfarbe (12, 14).

- Das Gesicht ist gedunsen und heiß. Es hat einen blöden, stumpfsinnigen Ausdruck wie stockbetrunken (Opium ist oft auch indiziert bei langjährigen starken Alkoholikern, die schon mehrmals ein Delir hatten, um sie aus dem Delir zu holen). Spastische Zuckungen, besonders an den Mundwinkeln, die Gesichtszüge sind verzerrt. [Vergleichsmittel bei Delir: Lach, Stram, Cann-i.] (13).

- Der Kopf ist dumpf, schwer, stupide (12).

- Nervöse Kopfschmerzen, die im Hinterkopf beginnen, strahlen in die Stirn und sogar in das Gesicht aus, morgens. Patient hat das Gefühl, der Kopf würde durch die Schmerzen im hinteren Teil des Gehirns im Kissen niedergedrückt. Doch kann er sich, wenn er erst mal sitzt oder wieder aufgestanden ist, nicht wieder hinlegen (12).

- Geräusch des Herzschlags wird gehört (15).

- Glühendes Hitzegefühl am Kopf (15).

- Schwindel, bes. nach Schreck.

- Summen und Läuten in den Ohren (15).

- Das Gehör ist schärfer als gewöhnlich, das leiseste Türknarren und Uhrenticken ist unerträglich. Der Patient behauptet, er höre die Uhr eines weit entfernten Kirchturms oder das Laufen einer Fliege auf der Wand (12).

- Der Unterkiefer verkrampft sich oder hängt schlaff herab (15).

- Die Augen sind halbgeschlossen oder im Gegenteil weit offen. Die Pupille ist unempfindlich und kontrahiert, starrer, glasiger Blick (12).

- Die Aussprache und das Schlucken sind erschwert.



VERDAUUNGSORGANE

- Die Lippen und die Zunge sind bläulich, die Zunge ist dick und gelähmt (13, 15).

-Der Mund und der Rachen sind trocken, starker Durst. Beim Trinken fehlt jedoch der Speiseröhre die Kraft, um zu schlucken und die Flüssigkeit geht infolge der Parese nicht nach unten, sondern kommt zur Nase heraus oder gerät in die falsche Kehle (12).

- Krampf in der Speiseröhre, Zusammengeschnürtheit, kann nicht schlucken (15).

- Großer Hunger mit Leeregefühl im Magen, was durch Essen nicht gebessert wird. Der Magen wird als anormal warm empfunden. Die Nahrungsmittel werden im Magen, wo sie durch die Stase liegenbleiben, sauer und der Patient erbricht sie (12).

- Übelkeit und Erbrechen, oft fortgesetztes Erbrechen (auch als Nebenerscheinung bei Opiumvergiftung. Antidot: Cham.) (11, 12).

- Krampfhafte Schmerzen im Magen (15).

- Der Bauch ist aufgetrieben und gespannt.

- Paralyse und Trägheit der inneren Organe (12).

- Hartnäckige Verstopfung, die auf völliger Lähmung der Eingeweide beruht.
Das Verlangen, zu Stuhle zu gehen, fehlt vollständig, also kein Stuhldrang. Es fehlt ohnehin die Fähigkeit, sich beim Stuhlgang anzustrengen, also die Bauchpresse zu benutzen. Die Kotmassen bleiben in dem gelähmten Darm als kleine, trockene, schwarze, harte Kotballen liegen. Durch die Verstopfung füllen sich die Eingeweide mit Gas und komprimieren das Zwerchfell. [Stuhl: Plumb.,Alum.] (11, 12).

- Der Kot dringt vor und weicht wieder zurück [Sil., Thuja] (11).

- Ileus mit heftigen Koliken und Erbrechen von Fae-ces (11).

- Eingeklemmter Bruch (11).

- Durchfälle und Tenesmen (12). (Durchfälle nach Opium-Missbrauch: Pulsatilla) (12).

- Sphinkterlähmung und unkontrollierter Stuhlabgang. In diesem Fall sind die Stühle schwärzlich, schaumig und stinken widerlich (13).



ATMUNGSORGANE

- heftiger, krampfartiger Husten, Kitzelhusten mit Trockenheitsgefühl, < nachts, > nach einem Glas Wasser.

- mühsame, stertoröse (röchelnde) rasselnde Atmung, ungleichmäßig, unterbrochen, aber tief. Zahl der Atemzüge gering, nur 4 pro Minute, dann eine halbe Minute Aussetzen, dann wieder 4 Atemzüge [Hyosc.] (15).

- Die Atmung hört auf beim Einschlafen. Der Patient muss geschüttelt werden, damit sie wieder anfängt.

- Gefühl von Hitze in der Brust, Brennen in der Herzgegend. Husten mit Atemnot und violettem Gesicht (13).



HARN- und GESCHLECHTSORGANE

- Tenesmus der Blase, Harnverhaltung: Blase ist voll, Pat. kann aber nicht urinieren oder nur kleine Mengen. Es fehlt jeglicher Drang zum Urinieren und die Bauchpresse (11, 12).

- Harnverhaltung nach dem Schrecken der Entbindung [Hyosc., Ars., Caust.] (11)

- Impotenz nach anfänglicher Steigerung des Geschlechtstriebs (bei Opiumrauchern) (15).

- Unterdrückung der Regel durch Schreck (13).

- Wehenartige Krämpfe der Gebärmutter oder Aussetzen der Wehen mit Koma (13).

- Amenorrhoe (während Opium-Gebrauch häufig) (15).



EXTREMITÄTEN UND RÜCKEN

- Ruckartige Stöße der Glieder. Krampfanfälle, spastische Konvulsionen, besonders als F.v. Schreck oder Zorn und wenn der Raum zu warm ist. Auch bei Säuglingen, nachdem die Stillende einen Schreck gehabt hat (11).

- Opisthotonus, warme Bäder (12).

- Erstarrung, schmerzlose Lähmung (13).



HAUT

- stark gerötet, dunkelrot, livide bis blau. Aber auch blass.

- heiß, feucht, starker heißer Schweiß, besonders an den unteren Gliedmaßen. Patient verlangt, abgedeckt zu werden (13).

- heftiges Hautjucken (15).

- runzelige blasse Haut, faltig, die Falten hängen richtig herunter. Ähnelt der eines ausgetrockneten Greises (Bild des alten Opiumrauchers). Verwendung beim Marasmus bei Kindern (13).



WÄRMEREGULATION

- kalte Glieder, Frösteln und Frieren (15).

- Hitze mit reichlichem Schweiß am ganzen Körper, außer an den Beinen (14).

- Fieber: typisch ist das Bild des typhoiden Fiebers, mit Hirnkongestion und nachfolgender Hirnlähmung, röchelnder Atmung und herabhängendem Unterkiefer. Warmer Schweiß, der aber kein Zeichen für eine heilende Ableitung ist, sondern im Gegenteil prognostisch sehr ungünstig ist: er ist die Folge einer Lähmung der Schweißdrüsen und zeigt oft die Nähe des Todes an [Stram.] (11).

- bei anderen Fieberzuständen: Froststadium ist von Hitze im Kopf und großer Schläfrigkeit begleitet. Körper ist brennend heiß, selbst wenn er reichlich schweißbedeckt ist. Bewusstloser Stupor (Zustand geistig-körperlicher Erstarrung bei Aufhebung aller Willensleistungen) (11).

- Gefühl, als gehörten die Beine jemand anders [Stram., Bapt.] (13).





Prüfungssymptome von Reinhold Tögel



Mit freundlicher Genehmigung von Reinhold Tögel möchte ich hier einige seiner Prüfungssymptome wiedergeben, die im bisherigen Opiumbild nicht bekannt waren. Es ist klar, dass die Zuverlässigkeit der Symptome darin ihre Grenze findet, dass sie nur von einem einzelnen Prüfer stammen:



Nach C 30:

- Gefühl, als ob der Leib wacher sei als der Geist

- kann im Wachzustand Träume, die er gehabt hat, nicht beschreiben.

- Bedürfnis, sich besonders gewählt zu kleiden. Die teuersten, schönsten Schuhe anziehen wollen.

- Der Geschmack hat etwas R i t u e l l e s.

- Eine Lebenshaltung wie "stell dir vor, das ist dein letzter Tag" (Thema Tod, Sterben).

- Frösteln, Verfrorenheit, kalte Füße

- Der Übergang vom Schlaf zum Wachzustand wird stärker erlebt

- wundes Zahnfleisch

- Gefühl, das Leben zu s p i e l e n. Welt als Bühne. (Vgl. Opiumhöhle: Man liegt da und träumt sich die Welt. Vgl. auch Fernsehsucht und jede andere Form des Lebens aus zweiter Hand).



Nach C 200:

- Blähbauch

- Druckempfindlichkeit im linken Oberbauch

- mehrere Tage kein Stuhlgang

- < Gehen

- < E r s c h ü t t e r u n g

- leichte Übelkeit

- metallischer Mundgeschmack

- Blähungsabgang unfreiwillig am falschen Ort

- Kummer steigt hoch

- halbmondförmige Abschälung der Haut an den Fingern



bei Spaziergang im M o n d l i c h t:

- Gedankenströme

- Gefühl, als sei Blut in der Lunge

- Phantasien von gewalttätiger Bedrohung (jemand will ihm den Kopf zerspalten, Rücken eintreten u.ä.)

- Angst vor epileptischem Anfall



nach C 1000:

- Dumpfheit

- gesteigerte Libido

- Verlangen nach Süßem

- Angst vor dem Dunkeln

- starke Ermüdbarkeit und Abgespanntheit

- Jucken im After

- häufiges Gähnen

- Sinneswahrnehmungen werden erst viel später bewusst (hört bsp. Staubsauger, bemerkt es aber erst nach 15 Minuten). Die Verbindung zwischen äußerem und innerem Erleben ist gestört und verlangsamt.

- Die reale Welt als Theater erleben

- hohe Position des Sehens



Traumbilder:

- Dreigliedriges

- Stuhlgang mit großer Menge Stuhl

- von Arzneimitteln und wie sie sich darstellen. Die Arzneimittel spielen sich gegenseitig vor, tanzartig. Opium selber t r i t t a b e r n i c h t i n E r s c h e i n u n g.

- Essen als Gourmet

- verführerische Frau

- Provinzielles, Busfahrtveranstaltung

- junger Mann im Raum mit Spiegeln (Assoziation: Narziss, homosexuell, Oscar Wilde)



Märchen

- Die drei schwarzen Prinzessinnen (1)



Musik

- Götterdämmerung

- Mussorgski: Bilder einer Ausstellung





Bewährte Indikationen



1. VERSTOPFUNG

- Darmverschluss mit rotem Gesicht, aufgetriebenem, hartem Leib und Koterbrechen (10).

- Verstopfung infolge atonisch bedingter Stuhlanhäufung, Drang fehlt (10).

- Folgen von reflektorischen Schäden der Darm- und Ausscheidungsfunktion durch Operationen oder andere Traumen (10).

- gelegentliche Stuhlverhaltung von Alten und Kranken, die ans Bett gefesselt sind (10).



2. SONSTIGE KRANKHEITEN DES VERDAUUNGSAPPARATS

- Cholera infantum (13).

- Typhus mit Cerebralaffektionen, röchelndem Atem, Schweiß. [Lach., Hyosc.] (11).

- Bleikolik: Hauptmittel. Die Leibschmerzen hier sind charakteristische Opiumschmerzen (10).



3. DELIRIUM TREMENS

vgl. Rauschsymptomatik.

Hauptwirkungen von Opium sind den Wirkungen des chronischen Alkoholismus ähnlich (10, 11).



4. HIRNKONGESTION mit

- Bewusstseinsverlust, Koma oder Delirium

- Schlafsucht

- ängstliche Schreckhalluzinationen

- dunkle Röte oder auch außerordentliche Blässe im Gesicht

- beschleunigter Puls, beschleunigte Atmung, reichlich Schweiß, Pupillenkontraktion



5. SONSTIGE GEHIRN- und KOPFAFFEKTIONEN

- Apoplex (19)

- Alkoholdelir mit allg. Opium-Symptomatik (11)

- Sonnenstich (15)

- Gehirnerschütterung (15)

- Schwerer Kopf (10)

- Schmerz im Hinterkopf (10)

- Cerebrospinalmeningitis mit Opisthotonus, Krämpfen, Konvulsionen, < heiße Bäder [Apis] (12)

- Blutüberfüllung im Kopf (Plethora) mit Kopfschmerzen während Menses oder Schwangerschaft (12).



5. FIEBER mit

- Schlafsucht

- Schnarchen mit halboffenem Munde

- Gliederzucken

- Schweiß und brennende Hitze

- auffällig: Durst während des Frostschauers, aber Durstlosigkeit während der Fieberhitze (10).



6. HUSTEN

- Trocken, spastisch, nachts, ohne Auswurf, Kitzel in der Luftröhre, >> Trinken.

- Bronchialasthma

- Hustenanfälle mit Gähnen vor und nach dem Husten.

- Lungenvereiterung bei Trinkern (beschwerlicher Husten, Erstickungsanfälle) (10, 11)





Verwendete Literatur



Bei der Überarbeitung des Artikels musste ich leider feststellen, dass die Indizierliste der Literaturangaben opiumgemäß verschwunden ist. Es sind daher die Quellen von 2 Angaben nicht mehr eruierbar (18 und 20), der Leser möge mir dies verzeihen.



1. Tögel, Reinhold: Opium. Vortrag am 24.2.90 in der Samuel-Hahnemann-Schule Berlin

2. Schmidbauer, Wolfgang & vom Scheidt, Jürgen: Handbuch der Rauschdrogen. 1989, Frankfurt, Fischer.

3. Schlegel, Emil: Religion der Arznei. 1987 Regensburg, Sonntag.

4. Paracelsus (nach Schlegel, (3))

5. Bianchini, Francesco & Corbetta, Francesco: Der große Heilpflanzenatlas, 1986 Stuttgart, Unipart.

6. Paracelsus (nach Bianchini, (5))

7. Dörfler, Hans-Peter & Roselt, Gerhard: Heilpflanzen. 1984, Leipzig, Urania.

8. DeQuincey, Thomas (nach Bianchini, (5))

9. Hayter, Althea (nach Schmidbauer et al., (2))

10. Charette, Gilbert: Homöopathische Arzneimittellehre für die Praxis. 1985, Stuttgart, Hippokrates.

11. Farrington, E.A.: Klinische Arzneimittellehre (Nachdruck, Leipzig 1913).

12. Kent, J.T.: Kents Arzneimittelbilder, 8.Auflage, 1990.

13. Lathoud, J.A.: Materia Medica, Bd. 3, 1986.

14. Boericke, Oscar E.: Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen. Materia Medica und Repertorium. 1986, Leer, Verlag Grundlagen und Praxis.

. Mezger, Julius: Gesichtete homöopathische Arzneimittellehre. 1950, Saulgau, Haug.

16. Dorcsi: Homöopathie. Band 5: Arzneimittellehre. 1985.

17. DeQuincey, Thomas (nach Schmidbauer et al. (2))

18. NN

19. Voegeli, Adolf: Leit- und wahlanzeigende Symptome der Homöopathie. 1984, Heidelberg, Haug.

20. NN



Quellen zum Abschnitt "China und das Opium":

Eberhard, Wolfgang: Geschichte Chinas. Kröner, Stuttgart, 1971

Ladstätter, Otto & Linhart, Sepp: China und Japan: die Kulturen Ostasiens. Ueberreuter, Heidelberg, 1983



Martin Bomhardt, Heilpraktiker,

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